Pirmasens. Bei Thomas Schuster in der Werkstatt regnet es – zum Glück nicht durch die Decke, sondern nur in einem Prüfstand. Eine Stunde lang muss ein hier installiertes Fenster Unmengen an Wasser aushalten. Mal ist es viel, mal weniger, mal prasselt das Nass mit starkem Druck gegen die Scheibe.
Locker 180 Liter plätschern auf den Quadratmeter. Kein Tropfen darf durch die Profildichtungen nach innen gelangen. Das kontrolliert Schuster genau. Er arbeitet im neuen Window Innovations Center in Pirmasens beim Kunststoffprofil-Hersteller Profine. Es ergänzt das firmeneigene Prüfinstitut für Bauelemente (PIB).
10.000 Mal schlägt ein Roboter das Fenster zu
„Rund eine halbe Million Euro haben wir in das Technikum investiert“, sagt Firmeneigentümer Peter Mrosik. Die Mitarbeiter nehmen nun auf über 1.400 Quadratmetern alle Aufgaben rund um die Qualitätssicherung wahr.
Sie unterstützen zum Beispiel die Konstruktion und Produktentwicklung von Prototypen – und das weltweit. Denn bevor Fenstersysteme in Serie vom Band laufen und beim Kunden landen, müssen sie strengen internationalen Richtlinien entsprechen. Die Kosten allein dafür liegen pro Fenstersystem im sechsstelligen Bereich.
„Wir führen hier mehrere Hundert Tests pro Jahr durch“, berichtet Armin Bill, Leiter der Abteilung Muster- und Modellbau. Neben den reinen Maßen bestimmen über 100 Kriterien die Qualität eines Profils.
Dabei kommt es auch auf die Zahlen hinter dem Komma an: „Winzige Abweichungen machen später in der Anwendung große Unterschiede“, betont Bill. Während er spricht, fällt hinter ihm ein Fenster zu. Ein Roboterarm öffnet, kippt und schließt es immer wieder. Und das eine Woche lang.
„10.000 Mal wiederholen wir diese Abläufe mit genau definierter Kraft und Geschwindigkeit“, erklärt der Experte. Das müssen die Fenster unbeschadet aushalten. Auch eine gute Wärmedämmung und die Haltbarkeit der Farben bei Wind und Wetter sind wichtige Eigenschaften.
Letzteres prüft Lutz Knerr im PIB. In kleinen Kammern durchlaufen Kunststoffprofile zahlreiche Bewitterungstests. „Mit UV-Licht simulieren wir die Sonneneinstrahlung“, sagt der stellvertretende Laborleiter. Acht Monate lang rotieren die Farbmuster um spezielle Strahler. Alle 114 Minuten regnet es in der Anlage, und immer knallt „die Sonne“. Das bedeutet Klimawechsel im Zeitraffer.
Die Farben der Profile sollen auch nach Jahren aussehen wie neu
„In der Natur entspricht eine solche Belastung einem Zeitraum von fünf Jahren“, erklärt Knerr. Auch längere Tests sind durchaus üblich. 32 Monate in der Anlage entsprechen circa 20 Jahren. Wehe, wenn sich die Farben abnutzen!
Noch etwas soll ein Fenster können: „Die Erwartungen an den Schallschutz sind in den letzten Jahren immer mehr gestiegen“, weiß Knerr. „Die Qualität des Profils kann viel dazu beitragen.“
Deshalb gibt es im Prüfinstitut sogar Räume, in denen Lautsprecher Lärm verbreiten – und Mikros messen, was hinter dem Fenster ankommt.