Osterode am Harz. Diese Frau hat einen besonderen Job: Monika Schönfelder-Jung kümmert sich bei KKT Frölich um den Fachkräfte-Nachwuchs. Nicht als Ausbilderin. Nein, die 43-Jährige ist ausschließlich für die Sorgen und Nöte der jungen Leute da, quasi als Kummerkasten. Seit Dezember ist sie offziell Ausbildungsbetreuerin in dem niedersächsischen Unternehmen.

Ihre neue Aufgabe verdankt die gelernte Kommunikationsdesignerin auch den Hauptschülern, die der Hersteller von Kautschuk- und Kunststoffteilen in Osterode ausbildet. Den Anstoß für die Stelle gab eine Förderung des Arbeitgeberverbands. Der unterstützt Unternehmen, die Hauptschüler einstellen. Einmalig 5.000 Euro erhält jede Firma für jeden Hauptschüler-Azubi. Die Maßnahme soll den Fachkräftemangel bekämpfen helfen.

Junge Leute sollen sich wohlfühlen

Als Investition gegen Nachwuchsmangel sieht Geschäftsführer Sven Vogt auch die neue Mitarbeiterin: „Denn glückliche Auszubildende fühlen sich ihrem Betrieb verbunden“, weiß der Chef des 500-Mitarbeiter-Unternehmens. Für dieses Gefühl soll Schönfelder-Jung sorgen, durch Zuhören, Vermitteln und das Finden von Lösungen. Ob Ärger mit dem Vorgesetzten, schlechte Noten oder persönliche Probleme – sie habe für jeden der 35 Auszubildenden ein offenes Ohr, sagt die Betreuerin.

Das lässt leichter neue Ideen entstehen. „Den Wunsch von Azubis nach einer wöchentlichen Nachhilfe habe ich sofort umgesetzt“, berichtet sie. „Um Themen aufzugreifen und zu festigen, die in der Berufsschule zu schnell abgearbeitet werden.“

Von ihrem Engagement ist der angehende Industriekaufmann Johannes Hanewacker begeistert: „Gleich im ersten Gespräch ging es darum, was besser werden könnte, damit wir uns wohlfühlen. Ich finde es wichtig, dass jemand für uns da ist.“ Natürlich ist vor allem eine gute Ausbildung das Ziel. Die Fortschritte ihrer Schützlinge behält Schönfelder-Jung daher im Auge. Jeden Monat spricht sie mit Ausbildern und Kollegen über Arbeitsleistung, Motivation und Eigeninitiative der Jugendlichen. „So rutscht mir keiner durch die Hände.“ Umgekehrt bewerten die Berufsanfänger mit einer Checkliste die Abteilungen, in denen sie lernen.

Auch bei privaten Schwierigkeiten ist die Betreuerin für die Jugendlichen da. Ob ein falscher Freundeskreis, Probleme mit dem Geld oder zu geringes Selbstbewusstsein – Schönfelder-Jung bietet ihre Hilfe an.

„Wenn der Arbeitgeber in so einer Situation die jungen Menschen unterstützt, finden die meisten von ihnen schnell wieder auf die richtige Spur zurück“, sagt sie. Und die Leistung stimmt wieder.

Die Ausbildungsbetreuerin profitiert im neuen Job von ihrer Erfahrung in der kirchlichen Jugendarbeit. „Im Prinzip geht es immer um Kommunikation“, weiß sie. „Oft reicht es, die Beteiligten zu einem klärenden Gespräch an einen Tisch zu bringen.“

Neben allem Ernst soll aber auch das Vergnügen nicht zu kurz kommen. Deshalb steht ein gemeinsamer Grillabend auf dem Wunschzettel. „Für den Zusammenhalt abseits der Arbeit.“

Mehr Chancen für Hauptschüler

  • Den Unternehmen fällt es immer schwerer, geeignete und motivierte Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden.
  • Der Arbeitgeberverband Niedersachsenmetall und der Arbeitgeberverband der Deutschen Kautschukindustrie unterstützen daher über den „Verein zur Beschäftigungsförderung“ die Einstellung von Hauptschülern und Jugendlichen mit Hauptschulabschluss.
  • Für jeden Auszubildenden von dieser Schulart zahlt der Verein 5.000 Euro Zuschuss an das Unternehmen, das ihn eingestellt hat.