Salzgitter. Christoph Schlender greift sich die Fernbedienung, zieht am Joystick, und der Truck setzt sich in Bewegung. Einen Gang höher geschaltet – das Fahrzeug nimmt Fahrt auf. „Es ist alles wie beim großen Lkw“, freut sich der 20-jährige angehende Industriemechaniker. Im Maßstab 1:14 hat er ihn nachgebaut, gemeinsam mit weiteren Azubis im MAN-Werk Salzgitter.

„Das Projekt bringt Emotionen in die Ausbildung“

Innerhalb von nur einer Woche fertigten die jungen Männer, unter der Anleitung von Ausbilder Markus Nier, das Modell. Das komplette Chassis, die Lenkung, das Getriebe und sogar die Alu-Felgen bauten sie selbst. Lediglich das Fahrerhaus und einige wenige Normteile stammen aus einem herkömmlichen Modellbausatz.

Ob Mechanik, Elektrik oder Pneumatik: Beim Bau des Modells müssen die MAN-Azubis ihr gesamtes Können einsetzen. „Die Auszubildenden werden echt gefordert“, sagt Nier. „Sie müssen diszipliniert produzieren – und ihre handwerklichen Fähigkeiten einsetzen, etwa bohren, feilen, drehen und fräsen.“

Wolfgang Weidauer, der Ausbildungsleiter in Salzgitter, ergänzt: „Das Projekt vertieft die in den Grundlehrgängen erworbenen Fähigkeiten. Vor allem aber bringt es Emotionen in die Ausbildung. Die Azubis waren begeistert.“

Künftig wird die ungewöhnliche Modellbau-Aktion ein fester Bestandteil der Ausbildung – und ausgeweitet: Jeder einzelne gewerblich-technische Azubi des Standorts Salzgitter soll einen komplett eigenen Truck bauen. Am Ende darf dieser nach Hause mitgenommen werden. „Für den Bau haben die Auszubildenden sogar 18 Monate Zeit“, sagt Ausbilder Nier, „bis zur Abschlussprüfung eins.“

Allein in den nächsten anderthalb Jahren sollen 35 Lkw-Modelle gebaut werden. Die Auszubildenden aus der Projektgruppe, die jetzt gemeinsam das erste Gefährt präsentieren konnten, werden die neuen Azubis dabei begleiten und unterstützen.

Sie selbst gehen freilich noch ohne Truck nach Hause. Der angehende Industriemechaniker Alper Kaya sieht das aber gelassen. „Ich würde zwar auch gern ein Modell mitnehmen – aber deshalb noch einmal die Ausbildung beginnen?“