Die Situation in Bayerns Wirtschaft ist derzeit extrem angespannt. Und kurzfristig ist keine Besserung in Sicht. Dies zeigt der Blick auf das Konjunkturbarometer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), den sogenannten „Weißbier-Index“.

„Die Lage ist dramatisch“, warnt Wolfram Hatz, Präsident der vbw. Neben dem Bausektor habe insbesondere die für Bayern so wichtige Industrie zu kämpfen. „Schwache Auftragslage, schlechte Standortbedingungen und ein immer schwierigeres globales Umfeld heizen die fortschreitende De-Industrialisierung in unserem Land weiter an.“

Die Wirtschaftskrise ist mittlerweile auch am Arbeitsmarkt angekommen

Der Wert des „Weißbier-Index“ ist aktuell auf 78 Punkte gefallen und liegt damit 9 Punkte niedriger als noch vor einem halben Jahr. Der langfristige Durchschnittswert ist 100. Auch alle Teil-Indizes sind nach einem stetigen und lang anhaltenden Rückgang mittlerweile tief im Keller. „Das hat es so noch nicht gegeben“, betont Hatz. Selbst nach der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 sowie nach dem Corona-Einbruch habe sich die Wirtschaft relativ rasch wieder erholen können.

Zu schaffen macht den Unternehmen eine Kombination aus verfestigter Konjunkturkrise und struktureller Standortkrise. Beides zusammen hat Bayern in diesem Jahr in eine Rezession abrutschen lassen. Die vbw erwartet für das Gesamtjahr 2024 einen Rückgang der bayerischen Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent. Für 2025 rechnet sie mit „Nullwachstum“.

Auch am Arbeitsmarkt ist die Krise mittlerweile angekommen. Man sehe inzwischen einen Rückgang der offenen Stellen, steigende Kurzarbeit und zunehmende Arbeitslosigkeit, so Hatz. Und das dürfte erst der Anfang sein. „Es wird zu einem beschleunigten Arbeitsplatzabbau kommen“, prognostiziert der vbw-Präsident. „Da rollt eine Lawine auf uns zu.“

Die neue Bundesregierung soll eine Wirtschaftswende einleiten

Die Wirtschaft hofft nun darauf, dass im kommenden Jahr eine neue Bundesregierung die zahlreichen Probleme anpackt. Gefordert werden vor allem eine grundlegende Reform der sozialen Sicherungssysteme, wettbewerbsfähige Energiepreise, niedrigere Unternehmensteuern und weniger Bürokratie. „Die neue Bundesregierung muss schnell eine Wirtschaftswende einleiten“, fordert Hatz. „Nur so können wir sinkende Investitionen sowie zunehmende Insolvenzen und Abwanderungen von Unternehmen ins Ausland stoppen.“

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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