München. Es läuft in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (M+E). Die Produktion legte 2017 um 3 Prozent zu. Für 2018 rechnen die Arbeitgeberverbände bayme und vbm mit 2,5 Prozent. Allerdings: Es wäre mehr drin. Denn das Fehlen von Personal stellt immer mehr Betriebe vor Probleme.

Seit Ende 2016 lagen die Beschäftigungspläne der Unternehmen über der tatsächlichen Entwicklung, so Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme und vbm. „Das ist ein klares Zeichen, dass der Fachkräftemangel bittere Realität ist.“ Er sei eine „Bremse für Beschäftigung und Wachstum“.

Mittlerweile gibt es zwar 845.000 Beschäftigte in Bayerns M+E-Industrie – der höchste Stand seit 26 Jahren. 2018 sollen laut Brossardt sogar noch weitere 15.000 Jobs hinzukommen. Ohne Fachkräftemangel könnten es jedoch 10.000 mehr sein, schätzt er.

Grundsätzlich stimmt das Geschäft nämlich, wie die aktuelle Konjunktur-Umfrage von bayme und vbm unter ihren Mitgliedsunternehmen zeigt. Nach Betriebsgröße gewichtet ist in 76 Prozent der Antworten von einer „guten“ Geschäftslage im Inland die Rede, nur in 2 Prozent von einer „schlechten“. Der Saldo liegt folglich bei 74 Punkten – und damit in etwa auf dem Niveau des Höchststands von 2011. Gleiches gilt fürs Auslandsgeschäft mit einem Saldo von 72 Punkten.

Auch die Geschäftserwartungen fürs kommende Halbjahr sind trotz drohender Tarifauseinandersetzung eher positiv. Die Salden für Inland und Ausland liegen bei 30 Punkten.

Die große Sorge ist der Fachkräftemangel: Mehr als ein Viertel der befragten Betriebe klagt darüber, dass es wegen fehlenden Personals zu einer „erheblichen Beeinträchtigung der Produktion“ komme. Gut die Hälfte berichtet zudem von „geringfügigen Produktionsbehinderungen“. Brossardt: „So eine Lage haben wir in Bayern noch nicht gehabt.“

Gesucht werden vor allem Ingenieure. Doch so gut wie kein Unternehmen kann die entsprechenden Stellen problemlos besetzen. Ähnlich schwierig ist es bei Informatikern und IT-Facharbeitern. Auch Metall-Facharbeiter findet nur jedes fünfte Unternehmen ohne Schwierigkeiten.

Das Problem zeigt sich auch beim Blick auf die Zahlen der Arbeitsagenturen. In Bayern kommen rechnerisch über alle Berufe hinweg 1,8 Arbeitslose auf jede offene Stelle. Bei Metall- und Elektro-Berufen liegt der Wert bei 0,6 – es gibt also fast doppelt so viele Stellen wie Arbeitslose.

Vor diesem Hintergrund kritisiert Brossardt die IG-Metall-Forderung der laufenden Tarifrunde nach möglicher Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Stunden. Komme noch ein Teillohnausgleich für bestimmte Mitarbeiter mit geringem Nettoverlust hinzu, schade das dem Standort massiv. Die IG-Metall-Forderung wirke daher auf Firmen wie „Gift“ und sei „unverständlich“ und „unverantwortlich“.

Die Pläne der Gewerkschaft würden dazu führen, dass 33.000 wegfallende Vollzeitstellen ausgeglichen werden müssten, rechnet Brossardt vor: „Das ist nicht machbar. Die Herausforderungen des Arbeitskräftemangels mit kürzeren Arbeitszeiten zu bewältigen, ist absurd.“