München. Die wirtschaftliche Katastrophe nach dem Brexit wurde abgewendet. Aber im Handel zwischen Bayern und dem Vereinigten Königreich (UK) läuft es längst nicht mehr so rund wie früher. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Die bayerische Wirtschaft ein Jahr nach dem Brexit“, die das Schweizer Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) erstellt hat.

Zwar konnten sich Ende 2020 das Vereinigte Königreich und die EU auf ein umfassendes Handelsabkommen verständigen, in dem Zölle und Einfuhrkontingente ausgeschlossen sind. Die Rahmenbedingungen haben sich laut Studie trotzdem massiv verschlechtert: im Warenhandel, beim Austausch von Dienstleistungen und in Bezug auf die Mobilität von Arbeitskräften.

Komplizierte Vorschriften machen es den Firmen schwer

„Ziel muss es sein, schnellstmöglich zu einem konstruktiven Miteinander zurückzukehren“, mahnt Bertram Brossardt, vbw-Hauptgeschäftsführer. „Im Warenhandel brauchen wir dringend Regelungen zur gegenseitigen Anerkennung von Produktvorschriften“, fordert er. Zudem würden aufwendige Zollregelungen leider insbesondere kleine und mittlere Unternehmen belasten. Beim Austausch von Dienstleistungen gelte es, den Flickenteppich durch Regelungen aus einem Guss zu ersetzen. Und auch bei der Mobilität von Arbeitskräften sei vieles einfacher zu gestalten. „Wir müssen die Hürden bei der gegenseitigen Anerkennung von Qualifikationen vereinfachen“, sagt Brossardt.

Eingetrübt: Der in London beschlossene Brexit hat dem Handel mit Europa geschadet.

Wie sehr der Brexit und die damit einhergehende Verunsicherung dem Handel zwischen Bayern und dem Vereinigten Königreich zuletzt geschadet hat, zeigt ein Blick auf den Warenverkehr. Beginnend mit 2016, dem Jahr des Brexit-Referendums, brach er deutlich ein.

So gingen 2015 noch rund 9 Prozent der bayerischen Exporte über den Kanal, UK war der zweitwichtigste Auslandsmarkt. 2020 lag der Anteil nur noch bei 6 Prozent, in der Bedeutung rutschte UK auf den sechsten Rang. Bayerns Exporte sanken in dem Zeitraum von gut 15 auf etwa 10 Milliarden Euro.

Auch die UK-Exporte nach Bayern gingen zuletzt zurück

Anfang 2021 gingen nun auch die UK-Exporte nach Bayern massiv zurück – innerhalb der ersten neun Monate um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Die Zahlen belegen die Bedeutung eines uneingeschränkten internationalen Freihandels und dass die vielen neu hinzugekommenen Handelshemmnisse den Außenhandel auch künftig bremsen werden“, sagt Brossardt.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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