München. Beste Chancen haben nach wie vor junge Schulabgänger, die eine Ausbildung in Bayerns Leitindustrie anstreben: Die Metall- und Elektrounternehmen im Freistaat rechnen für 2019 mit 16.700 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Dies ergab die aktuelle Umfrage der Metall- und Elektroarbeitgeberverbände bayme vbm. Damit steigt die Anzahl der Ausbildungsplätze noch einmal um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Glänzende Aussichten: Die bayerische Metall- und Elektroindustrie sucht weiterhin gute Fachleute.

Allerdings wird sich auch auf dem Ausbildungsmarkt die eingetrübte konjunkturelle Lage niederschlagen. Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme vbm, erklärt dazu: „Für 2020 gehen wir davon aus, dass die Zahl erstmals seit 2014 leicht zurückgehen wird.“ Voraussichtlich rund 16.300 Ausbildungsplätze wird die Industrie dann anbieten.

Insgesamt hätte die Zahl der neuen Auszubildenden in diesem Jahr noch höher ausfallen können. Denn laut Umfrage hat jedes dritte Unternehmen weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Fast 37 Prozent der Befragten gaben an, dass sich zu wenige junge Menschen beworben haben. Rund 61 Prozent beklagten, die Bewerber seien für den ausgeschriebenen Ausbildungsplatz nicht geeignet. Nur knapp ein Drittel teilte mit, keinen Bedarf zu haben.

Jedem Bewerber stehen in Bayern rein rechnerisch 1,5 Ausbildungsplätze zur Verfügung

Ein Blick auf die gesamte Ausbildungslage in Bayern zeigt: Das Lehrstellenangebot ist branchenübergreifend deutlich höher als die Nachfrage. „Jedem gemeldeten Bewerber standen im Juli 2019 in Bayern rein rechnerisch 1,5 Ausbildungsplätze zur Verfügung“, sagt Brossardt. „Die Chancen der Bewerber auf Ausbildung verbessern sich also weiter, während die Unternehmen immer mehr Stellen nicht besetzen können.“

Betrachtet man den gesamtdeutschen Ausbildungsmarkt, zeigt sich, dass die Lage im Freistaat für Bewerber besonders viele Chancen bietet. Denn deutschlandweit stehen jedem Bewerber rein rechnerisch 1,13 Ausbildungsstellen zur Verfügung. Ungünstig für beide Seiten sei das zunehmende Matchingproblem, so Brossardt: „Das heißt, die Wünsche oder die Qualifikation der Lehrstellensuchenden passen oft nicht mit dem Bedarf der Unternehmen zusammen.“

94 Prozent der ausgebildeten Lehrlinge dürfen im Betrieb bleiben

Um sich langfristig die dringend benötigten Fachkräfte zu sichern, reagieren die Betriebe. Zum einen, indem sie zusätzliches Potenzial heben und etwa mehr Geflüchtete ausbilden. Zum anderen, indem sie fast jeden Azubi nach der Ausbildung übernehmen. In diesem Jahr erhalten 94 Prozent der Absolventen ein Übernahmeangebot der Firma. 61,9 Prozent dürfen unbefristet bleiben, 8,6 Prozent erhalten einen für ein Jahr befristeten, dann unbefristeten Vertrag, 23,9 Prozent werden befristet eingestellt.

Nur etwa 5 Prozent der ausgelernten Azubis bleiben nicht in der Firma. Und das meist auf eigenen Wunsch. In nur 2,2 Prozent der Fälle beendet das Unternehmen das Arbeitsverhältnis. „Das zeigt auch, dass Übernahmen nicht selten daran scheitern, dass Auszubildende einen anderen Weg einschlagen möchten“, stellt Brossardt fest.

Etwa jedes dritte Unternehmen bildet Geflüchtete aus, um den Fachkräftebedarf zu decken

Geflüchtete bilden 28 Prozent der befragten Unternehmen aus. „Wir nähern uns stetig dem Wert von 30 Prozent, was ein Beleg für die kontinuierliche Integrationsleistung der bayerischen M+E-Industrie ist“, so Brossardt. Vor allem Metallberufe erlernen die Flüchtlinge (60,3 Prozent) in der Branche. Etwa jeder fünfte ergreift einen Elektroberuf. Seltener kommen kaufmännische oder IT-Berufe vor.