München. Mit nur leichtem Produktionsanstieg rechnet die bayerische Metall- und Elektroindustrie für das Jahr 2019. Wie stark sich die Konjunktur eintrübt, hängt allerdings davon ab, ob und inwieweit die außenwirtschaftlichen Risiken eintreten – etwa der Brexit, Bewährungsproben innerhalb der Europäischen Union oder der globale Handelskonflikt, der von den USA ausgeht. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunktur-Umfrage der Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme und vbm.
Insgesamt beurteilten die Firmen die aktuelle Geschäftslage zum Jahresende deutlich schlechter als noch im Sommer. Allerdings: „Die Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr werden von niedrigerem Niveau aus wieder positiv bewertet“, erläutert Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer von bayme und vbm, die Umfragezahlen.
Zieht man sämtliche Erwartungen der Betriebe zusammen – sowohl negative wie auch positive – so ergibt sich für die Geschäfte im Inland und beim Export ein leichtes Plus.
Bayerische Industrie exportiert 61 Prozent ihrer Waren ins Ausland
Eines ist klar: Von Problemen im Welthandel ist die bayerische Metall- und Elektroindustrie besonders betroffen, weil 61 Prozent der produzierten Waren ins Ausland gehen. Drei von zehn Firmen sind bereits durch Handelskonflikte beeinträchtigt, insbesondere durch Lieferengpässe. Nach Großbritannien, einem der wichtigsten Ausfuhrländer Bayerns, exportierte die Wirtschaft seit Anfang 2018 insgesamt 10 Prozent weniger Produkte als im Vorjahr.
Fast 11 Prozent weniger Pkws ins Ausland verkaufte die Automobil-Industrie. Sie schätzt ihre aktuelle Lage daher sehr zurückhaltend ein, ebenso wie die Elektronik-Industrie. Für das kommende Halbjahr erwarten beide Branchen eine ähnliche Geschäftslage auf niedrigem Niveau.
Ihre Erwartungen für die Zukunft stark zurückgeschraubt haben dagegen die Hersteller elektrischer Ausrüstung, von Metallerzeugnissen sowie im sonstigen Fahrzeugbau – obwohl die aktuelle Lage noch ordentlich ist.
Das wirkt sich auch auf die künftige Produktion sowie die Investitionen aus: „Wir erwarten für 2019 im Inland lediglich einen Produktionsanstieg von 1,25 Prozent“, sagt Brossardt. Das seien aber auch Nachholeffekte aus der Automobil-Industrie. Mehr investieren im Inland oder Ausland wollen aber nur wenige Unternehmen: „Das bereitet uns Sorgen“, so Brossardt.
80 Prozent der Betriebe werden durch Fachkräfte-Engpässe beeinträchtigt
Der Arbeitsmarkt entwickelt sich noch erfreulich. Mit über 870.000 Mitarbeitern verzeichnet die Metall- und Elektroindustrie ein Allzeithoch. 23.000 Arbeitsplätze wurden im vergangenen Jahr neu geschaffen, 2019 sollen weitere 10.000 dazukommen. Nach wie vor herrscht Fachkräftemangel insbesondere bei Ingenieuren, Informatikern sowie IT- und Metallfacharbeitern. Vier von fünf Firmen müssen weniger produzieren oder können ihren Geschäften nur eingeschränkt nachgehen, weil Fachkräfte fehlen.
Andererseits zeigen die Statistiken, dass die Arbeitskosten ein Niveau erreicht haben, „das gefährlich für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen ist“, so Brossardt. Die Produktivität hat in den ersten drei Quartalen 2018 nur um 0,6 Prozent zugenommen, während die Arbeitskosten um 4,2 Prozent stiegen. „Das wird sich im kommenden Jahr nicht ändern“, warnt er.
Flexibilität für die Betriebe sei daher gefragt, damit sie in einem unsicheren Umfeld je nach Geschäftslage agieren können. Brossardt: „Nur wenn wir den Unternehmen die nötige Luft zum Atmen lassen, werden wir die Dynamik für unsere Industrie und unseren Standort zurückgewinnen.“