Es ist ganz einfach“, versichert Dieter Kamml. Der Ingenieur von Robel Rail Automation steigt in die Fahrerkabine des „Rospect“ und drückt auf einen der insgesamt drei Knöpfe. Schon setzt sich die mobile Inspektionseinheit in Bewegung. Stück für Stück fährt sie die Gleise ab. „Der Fahrer muss eigentlich nur aufpassen, dass er nicht einschläft“, witzelt der 57-Jährige. Denn seine Arbeit erschöpft sich eben darin: auf den Knopf zu drücken.
Den entscheidenden Rest erledigen ganz automatisch verschiedenste Messgeräte, die heute hinten an der Fahrerkabine wenige Zentimeter über den Gleisen hängen. In unscheinbaren weiß-blauen Kästen stecken die Sensoren und sammeln fleißig Daten.
Schwachstellen früh aufspüren
Automatisierung ist hier das Zauberwort: Robel Rail Automation, das zur Robel-Gruppe im oberbayerischen Freilassing gehört, hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Inspektion und Instandhaltung von Bahngleisen mithilfe innovativer Technologien für Anwender immer weiter zu vereinfachen. Automatisiertes Datensammeln, programmierbare Steuerung, Robotik und entsprechende Software helfen dabei. Dadurch lassen sich Schwachstellen und Schäden an Bahnstrecken nicht nur schneller und sogar vorausschauender entdecken, sondern es lassen sich auch kleinere Reparaturen vollkommen automatisiert von Robotern erledigen – ohne dass hierzu das knappe Fachpersonal benötigt wird.
Eine dieser neuen Entwicklungen ist der „Rospect“. Die Inspektionseinheit ist so klein, dass sie per Autoanhänger, Gabelstapler oder Kran an das zu prüfende Schienenstück gefahren werden kann. Dort kommt sie aufs Gleis und fährt die gewünschte Strecke ab. „Das ist für Kontrollen von Streckenabschnitten ab etwa einem Kilometer Länge interessant, zum Beispiel auf Nebenstrecken oder in der Stadt, wo in der Regel keine großen Prüfmaschinen fahren“, sagt Kamml.
Ultraschall, 3D-Scanner und Radar nehmen das Gleis unter die Lupe
Die Messgeräte nutzen beispielsweise Georadar, nehmen dabei das Schotterbett unter dem Gleis genau unter die Lupe: Wie ist die Bodenbeschaffenheit, gibt es feuchte Stellen? Das wiederum liefert Hinweise, ob demnächst Schäden auftreten könnten, die den Bahnverkehr stören. „Wer das im Vorfeld weiß, kann schnell und gezielt reagieren“, erklärt Kamml. „Das verhindert größere Sanierungsarbeiten, bei denen womöglich ganze Strecken gesperrt werden, mit allen entsprechenden Auswirkungen auf den Bahnverkehr.“
Weiter kommen etwa 3D-Scanner zum Einsatz, Gleisgeometrie und Schienenprofil werden untersucht oder ob das Gleis „Riffel“ aufweist, also wellenförmige Rillen, über die der Zug dann nicht mehr so ruhig gleitet. Ultraschallprüfungen bringen zudem Materialfehler im Gleis ans Licht.
Alle diese Daten verarbeitet die Software und bereitet sie anschaulich für den Prüfer auf. In der Fahrerkabine lassen sie sich auf einem Monitor anzeigen. „Allerdings ist das eher für Testzwecke gedacht, die eigentliche Analyse findet dann doch im Büro statt“, sagt Kamml.
Zwei Jahre haben er und seine Kollegen an der Entwicklung gearbeitet, immer wieder Prototypen getestet, bis das Modell stand, das je nach Kundenwunsch konfiguriert wird. Engelbert Koch, Geschäftsfeldleiter von Robel Rail Automation, ist mit dem Interesse aus dem Markt zufrieden: „Wir haben schon konkrete Messeinsätze und Bestellungen von Kunden“, sagt er.
Produkte entstehen im Austausch mit Partnern
Viele der Produkte entwickelt die Firma gemeinsam mit Partnern. Eines der zentralen Themen vor allem auf dem europäischen Markt: Sanierungen müssen schnell gehen – und möglichst wenig Personal binden. Denn der Schienenverkehr wird überall massiv ausgebaut, Züge sollen und müssen immer mehr Güter und Personen transportieren, auch damit nationale und europäische Nachhaltigkeitsziele im Verkehrssektor erreicht werden.
Lange Sanierungsphasen stören da den Bahnbetrieb erheblich. Und aufgrund des Fachkräftemangels steht immer weniger Personal für die oft anstrengenden Arbeiten bereit. Das zweite Produkt ist bereits in den Niederlanden im Einsatz: Der „Robot“ repariert innerhalb kürzester Zeit voll automatisiert Fehler am Gleis.
So funktioniert der „Robot“
- So sieht der „Robot“ aus: Er besteht aus einem Container, der auf einen Standard-Flachwagen passt. Im Inneren befinden sich ein automatisierter Werkzeugroboter und ein Schweißroboter.
- Funktionsweise: Aus dem Container fährt ein Arbeitsgestell heraus, an dem die beiden Roboter befestigt sind. Ein Scanner erfasst die schadhafte Stelle, die Weiche wird gefräst, vorgeheizt, geschweißt und zum Schluss geschliffen – fertig.
- Minimaler Personaleinsatz: Für den ganzen Prozess ist lediglich ein Bediener nötig.

Alix Sauer hat als Leiterin der aktiv-Redaktion München ihr Ohr an den Herausforderungen der bayerischen Wirtschaft, insbesondere der Metall- und Elektro-Industrie. Die Politologin und Kommunikationsmanagerin volontierte bei der Zeitungsgruppe Münsterland. Auf Agenturseite unterstützte sie Unternehmenskunden bei Publikationen für Energie-, Technologie- und Mitarbeiterthemen, bevor sie zu aktiv wechselte. Beim Kochen und Gärtnern schöpft sie privat Energie.
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