Vier Millionen Ausländer sind seit 2011 nach Deutschland gekommen, per saldo, Fortzüge gegengerechnet. Viele fürchten, dass uns das überfordert. Und nun kündigt die Regierung ein „Fachkräfte-Einwanderungsgesetz“ an, noch für 2018. Wird das nicht den Riss vergrößern, der durch unsere Gesellschaft geht?

So paradox es klingt – das Gesetz kann helfen, ihn zu kitten. Wenn unser Land ganz eigennützig auf eine gesteuerte Zuwanderung von dringend benötigten Fachkräften setzt, ist das die Chance für einen neuen gesellschaftlichen Konsens: Wir schauen zuerst auf uns – und bewahren uns so die Kraft, auch künftig Menschen Schutz vor Verfolgung und Krieg zu bieten.

Knapp die Hälfte der vier Millionen Zuwanderer seit 2011 sind Flüchtlinge. Ebenso viele sind EU-Bürger, die (wie viele Deutsche im EU-Ausland) vom Recht auf freie Wahl des Wohn- und Arbeitsorts Gebrauch machen. Nur ganz wenige sind Fachkräfte aus Drittstaaten: Im Jahr 2017 waren es 94.616.

Wenn es durch das Einwanderungsgesetz doppelt so viele werden – die Wirtschaft wäre hochzufrieden. Der Wohlstand stiege, die Integration dieser sofort in Lohn und Brot stehenden Ausländer wäre kein großes Thema.

Insgesamt werden wohl trotzdem viel weniger Menschen zu uns ziehen. Aus der EU kommen auf Dauer nur noch 60.000 im Jahr, drei Viertel weniger als zuletzt, schätzt das Forschungsinstitut der Arbeitsagenturen: Auch anderswo altert die Bevölkerung, zudem gibt es nach der Krise wieder mehr Jobs. Und für Flüchtlinge ist die Zeit der unkontrollierten Grenzöffnung offensichtlich vorbei. Wer zu Recht hier ist, braucht Schutz, bis er in eine befriedete Heimat zurück kann. So wie vor 20 Jahren 330.000 von 350.000 Flüchtlingen aus Jugoslawien.