Driedorf. Routiniert prüft Maschineneinrichter Dieter Flick die Schalttürme, die vor ihm liegen. Die komplexen Teile sind zentrale Elemente von Sechsgangschaltgetrieben. „Nur wenn alle Teile wirklich perfekt sind, ist unser Kunde zufrieden“, weiß der gelernte Kraftfahrzeugmechaniker.

Flick arbeitet in der Produktion von Selzer in Driedorf, einem Spezialisten für Präzisionstechnik. „Die wird weltweit immer mehr gefordert, und genau dort liegt unsere Stärke – auch wenn der Wettbewerb hart ist“, betont Geschäftsführer Tobias Selzer.

Der Ingenieur ist ein Urenkel von Heinrich August Selzer, der die Firma 1923 zum Drehen von Radbolzen und Schrauben ins Leben rief.

Inzwischen entwickelt und produziert man in Driedorf komplexe Baugruppen und Systeme, die Stück für Stück aus selbst gefertigten Einzelteilen montiert werden. „Wir sind hochautomatisiert und können alles rund ums Bearbeiten von Metall, vom Zerspanen und Feinschneiden bis zu Wärmebehandlung und Laserschweißen“, betont der Wirtschaftsingenieur Nils-Johann Fleck, der die Firma gemeinsam mit Selzer leitet.

Nach Brasilien weiteres Werk in China geplant

Das Unternehmen beschäftigt in Driedorf knapp 600 Mitarbeiter inklusive Auszubildenden sowie etliche Zeitarbeitnehmer. Neben einem Standort in Brasilien (seit 2005) soll in den nächsten Jahren ein Werk in China anlaufen. „Die Automobil-Industrie setzt auf Fernost, und wir folgen“, so Fleck.

Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei über 70 Millionen Euro. Bis 2018 will man die 80-Millionen-Euro-Marke knacken. Dafür ist das komplette Werk ständig im Umbruch. Bis zu 5 Millionen Euro werden jährlich in neue Maschinen und Anlagen investiert. Die meisten Teile können nur wenige Jahre produziert werden. Danach sind sie veraltet oder werden von ausländischen Wettbewerbern günstiger angeboten.

Für jedes neue Präzisionsteil, das in die Produktion aufgenommen wird, müssen Prozesse neu durchdacht und umgestellt werden. Nur so lässt sich wirtschaftlich produzieren.

Die meisten Bauteile werden in hohen Stückzahlen hergestellt. 500.000 Stück pro Jahr sind keine Seltenheit. Von einem komplexen Teil für Bremssysteme, das nur so groß ist wie eine 2-Euro-Münze, fertigt Selzer jedes Jahr sogar rund 20 Millionen Stück.

„Für chinesische Wettbewerber wäre das eine interessante Größenordnung“, weiß Fleck „deshalb müssen wir die Produktionskosten hier im Blick behalten, auch wenn sie an unser Know-how und die geforderte Präzision nicht herankommen.“ Mit dem Betriebsrat wurde deshalb ein Beschäftigungssicherungspakt vereinbart, der noch bis April 2018 gilt. Die letzte Tariferhöhung wurde ausgesetzt. Die Firma übernahm im Gegenzug eine Beschäftigungsgarantie und verpflichtete sich zu weiteren Investitionen.

Selzer: „Wir glauben an den Standort hier, aber wir müssen auch alle an einem Strang ziehen.“