Wedemark. Stellen Sie sich vor: Sie kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause und möchten relaxen. Sie setzen die Brille für virtuelle Realität und die Kopfhörer auf – und schon sind Sie mitten im Konzert von Robbie Williams. Um Sie herum kreischen die Groupies, vorn singt Williams „Let me entertain you!“ und irgendwo rechts schrammelt eine E-Gitarre. Es ist, als wären Sie live beim Konzert im Stadion.

Die Technik dafür gibt es im Grunde schon. VR-Brillen sind im Kommen. Parallel dazu hat der Audio-Spezialist Sennheiser im letzten Jahr ein Technologieprogramm für dreidimensionalen Klang ins Leben gerufen. Unter dem Namen AMBEO werden verschiedene Produkte – sowohl Hardware als auch Software – und Workflows gebündelt. „Dieser Klang hilft maßgeblich, dass man sich in eine andere Welt versetzt fühlt“, erklärt Daniel Sennheiser, der mit seinem Bruder Andreas das Unternehmen als Geschäftsführer leitet.

Mit dem neuesten AMBEO-Produkt wollen sie nun verstärkt die eher jungen Leute als Käufer gewinnen, die zu Hause vor der Handykamera singen und das Video dann ins Netz hochladen. Im Sommer bringt Sennheiser ein Headset heraus, an dem zwei Mikrofone angebracht sind.

„Das hat spannende Effekte“, sagt Andreas Sennheiser. „Nimmt man etwa ein vorbeifahrendes Motorrad auf, hört man bei der Wiedergabe auch den zwitschernden Vogel vom Strauch am Straßenrand.“ Das habe man bisher nicht aufzeichnen können. Dank der Aufnahmetechnik „Binaurales Recording“ soll der Nutzer nicht mehr unterscheiden können zwischen Aufnahme und Realität. Robbie Williams soll so klingen, als stünde er ein paar Meter weit weg.

„Im dreidimensionalen Klang steckt enormes Potenzial“, sagt Andreas Sennheiser. Die Technik soll den Umsatz des 2.800-Mitarbeiter-Unternehmens anschieben. Zuletzt setzte Sennheiser fast 660 Millionen Euro um.

Reisekopfhörer mit Designertasche von Dior war im Nu ausverkauft

Nicht nur bei der Technik, auch bei der Vermarktung geht der Konzern neue Wege. Gemeinsam mit der französischen Modemarke Dior Homme brachte er ein Reisekopfhörer-Set auf den Markt, zu dem Dior speziell gefertigte Taschen und Etuis beisteuerte. „Der Erfolg hat uns umgehauen“, berichtet Andreas Sennheiser. „Die Sets waren schon ausverkauft, da waren sie noch gar nicht lieferbar.“