Rund 500 Unternehmen und 50.000 Beschäftigte sind in Südwestfalen den Automobilzulieferern zuzurechnen – ein bedeutender Anteil, der die Stärke der Region prägt. Aber wohin geht die Fahrt angesichts des Wandels zur E-Mobilität, des Kostendrucks der Hersteller, des internationalen Wettbewerbs? Das Projekt ATLAS – Automotive Transformationsplattform – soll, vom Wirtschaftsministerium gefördert, helfen. Ziel ist, Unternehmen bei der Transformation zu unterstützen, mit einem Experten-Netzwerk und beratenden und praktischen Angeboten.

Da ist zum Beispiel die Lücke, die im E-Auto da klafft, wo im Verbrenner der Motor sitzt. Der E-Motor braucht weniger Platz, der Akku sitzt an anderer Stelle. Es bleibt eine instabile Knautschzone vor allem bei Unfällen. In einem Verbundprojekt, initiiert von der Gesellschaft zur Wirtschafts- und Strukturförderung im Märkischen Kreis, arbeitete ATLAS gemeinsam mit dem Automotive Center Südwestfalen (ACS) an einer Lösung für einen E-Komponententräger (EKoTra) – ein Modul, das im Vorderwagen eines Elektrofahrzeugs elektronische Bauteile aufnimmt und zugleich hohe Ansprüche an Crash-Sicherheit und Steifigkeit erfüllt.

Wirtschaftliche Lösungen gemeinsam erarbeiten

Fast 40 Betriebe waren an der Diskussion über Anforderungen an die Baugruppe, strukturelle und mechanische Zusammenhänge im Vorderwagen, Komponentenanbindung und Crash-Szenarien beteiligt. Es gab mehrere Projekttreffen; im ACS wurden die Überlegungen dann umgesetzt, Konzepte mit verschiedenen Werkstoffen und Fertigungstechniken entwickelt und ihre Wirtschaftlichkeit berechnet. Den Betrieben bot sich so die Chance, sich konkret mit Anforderungen an künftige Bauteile zu beschäftigen und Lösungsmöglichkeiten kennenzulernen.

Diese Form der Zusammenarbeit ist eine der Handlungsempfehlungen, die ATLAS in einer Regionalstrategie für die Zukunft der Automobil-Industrie als Chance nennt. Eine andere: Digitalisierung in der Produktion umsetzen. Das Praxisbeispiel dazu: Digital Scouts wurden geschult – Mitarbeiter aus Betrieben bearbeiten in Workshops verschiedene Aspekte des Themas, um dann im Betrieb Prozesse der Digitalisierung anzustoßen. Bei der Firma Prinz in Plettenberg hat sich dies in der Qualitätssicherung ausgezahlt.

Zahlreiche weitere Best-Practice-Beispiele haben sich in den vergangenen drei Jahren angesammelt. Die offizielle ATLAS-Förderung endet im Juni, eine Projektverlängerung bis Ende des Jahres ist aber zugesagt. So soll weiter mit unterschiedlichen Akteuren und Unternehmen aus der Region an einer Zukunftsstrategie gearbeitet werden. Der Märkische Arbeitgeberverband ist bei ATLAS Beiratsmitglied, bei den Digital Scouts gehört er zur Veranstaltergemeinschaft.

Weiterbildung kompakt: Kompetenzen stärken

An den eigenen Arbeitstechniken und persönlichen Kompetenzen feilen: Das hilft Fach- und Führungskräften und kommt auch ihrem Unternehmen zugute. Das Bildungswerk der Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft – Standort Südwestfalen – hat dazu einige interessante Angebote im Programm.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt stellt auch die berufliche Bildung und das pädagogische Personal in den Betrieben vor neue Herausforderungen. Technische und didaktische Fragen rund um die Anwendung digitaler Medien spielen ebenso eine Rolle wie neue inhaltliche Fragen. Das BWNRW unterstützt das Bildungspersonal in der Ausbildung bei der Anpassung im bundesweiten „Netzwerk Q 4.0“ mit verschiedenen, teils kostenfreien Weiterbildungsangeboten.

Trainings und Seminare erarbeiten und leiten will gelernt sein. Im viertägigen Seminar „Train-the-trainer 2.0“ erlernen die Teilnehmer alle Elemente, die für die Vorbereitung, Durchführung sowie Nachbereitung von Trainings methodisch und didaktisch notwendig sind. In den Online-Workshops und Präsenztagen liegt der Fokus auf einem starken Praxisbezug, der auch die Konzeption eines eigenen Trainings umfasst.

Betriebliche Mediatoren können schon im Vorfeld Konflikte erkennen, analysieren und eingreifen, um Eskalationen zu verhindern. Das Erarbeiten praxistauglicher Lösungen wirkt sich positiv im Unternehmen aus und spart am Ende Kosten und Zeit. Ein insgesamt achttägiger Intensivlehrgang führt in die Schritte eines Mediationsverfahrens ein und vermittelt verschiedene Mediations- und Kommunikationstechniken.

Hildegard Goor-Schotten
Autorin

Die studierte Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist für aktiv vor allem im Märkischen Kreis, in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis unterwegs und berichtet von da aus den Betrieben und über deren Mitarbeiter. Nach Studium und Volontariat hat sie bei verschiedenen Tageszeitungen gearbeitet und ist seit vielen Jahren als freie Journalistin in der Region bestens vernetzt. Privat ackert und entspannt sie am liebsten in ihrem großen Garten

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