Waldkirch. Dem Laien fällt das erst mal gar nicht groß auf: Unsere Arznei-Verpackungen sind inzwischen einmalig!

Jede einzelne Schachtel ist etwas anders, durch jeweils eigene Codes und Seriennummern. Dazu kommen ein fester Sicherheitsstreifen über der Lasche, stabil verklebte Seitenteile, glänzende Oberflächen, auffallende Schriften …

All diese raffiniert ausgetüftelten Ideen haben einen guten Grund: „Sie sollen Verbraucher vor gefälschten Medikamenten schützen“, erklärt Armin Rambach. Er ist Teamleiter Forschung und Entwicklung bei Faller Packaging.

Das Unternehmen in Waldkirch (bei Freiburg) zählt zu den führenden europäischen Herstellern von Verpackungen für die Pharma-Industrie und hat für seine Innovationen schon etliche Preise eingeheimst.

Beim aktiv-Besuch in der Produktion zeigt Rambach manche Details, die man leider nicht fotografieren darf – und erklärt die politische Vorgabe.

EU-Richtlinie für ein vernetztes System macht Medizin sicherer

2019 wurde ein digital vernetztes Sicherheitssystem in Europa eingeführt, das für verschreibungspflichtige Medikamente unter anderem die „Serialisierung“ verlangt.

Jede Verpackung muss also eindeutig identifizierbar sein: So kann ein Medizinprodukt über die gesamte Lieferkette hinweg verfolgt werden. „In der Apotheke wird beim Einscannen an der Kasse die Echtheit eines Medikaments noch ein letztes Mal überprüft“, so Rambach.

Rund 2,5 Milliarden Faltschachteln für Medikamente liefert Faller Packaging pro Jahr

Aber auch Sicherheitsverschlüsse sind nun Pflicht: Wenn der Klebestreifen über der Kante intakt ist, kann der Verbraucher sicher sein, ein Originalprodukt in den Händen zu halten (schon früher produzierte Medikamente ohne die neuen Sicherheitsmerkmale dürfen noch abverkauft werden).

„Letztlich soll auch ein Laie sofort erkennen können, ob eine Schachtel manipuliert wurde“, sagt Rambach. „Das gelingt uns zum Beispiel über versteckte Klebepunkte, die den Karton zerstören, wenn man die Schachtel öffnet.“

Was aber, wenn etwa ein Arzt vorab den Beipackzettel lesen will? Dafür muss er die Schachtel nicht mehr öffnen! Es gibt QR-Codes oder Spezialchips auf der Packung, die über spezielle Smartphone-Apps die gespeicherten Infos preisgeben.

Die Medizinschachtel der Zukunft wird digital sein – und mitdenken

Und wie schaut wohl die innovative Faltschachtel der Zukunft aus, nachdem für die Sicherheit offenbar alles getan wurde? „Sie ist digital und intelligent“, sagt Experte Rambach voraus, „sie wird zum Beispiel die Zahl der verbleibenden Tabletten wissen und Patienten an die Einnahme erinnern.“

Übrigens: 1882 gegründet, beschäftigt Faller heute mehr als 1.300 Mitarbeiter an acht Standorten in Europa. Rund 2,5 Milliarden Faltschachteln werden pro Jahr produziert, außerdem Packungsbeilagen und Haftetiketten.