Berlin. Immer wieder mal können Apotheken bestimmte Medikamente nicht liefern. Das passiert vor allem bei Präparaten, für deren Wirkstoffe kein Patentschutz mehr besteht, bei sogenannten Generika also. Denn deren Wirkstoffe werden zunehmend in Asien produziert. Jetzt ermöglicht eine vom Herstellerverband Pro Generika in Auftrag gegebene Studie erstmals, das Ausmaß dieser Entwicklung einzuschätzen.
Die Produktion konzentriert sich auf wenige Standorte
Eine Unternehmensberatung untersuchte dafür 560 patentfreie Wirkstoffe, für die es knapp 3.800 Produktionszulassungen gibt. Ergebnis: 63 Prozent dieser Zulassungen sind heute in den Händen asiatischer Hersteller. 93 Substanzen werden gar nicht mehr in Europa produziert. Antibiotika kommen vorwiegend aus China, andere Wirkstoffe vor allem aus Indien – zum Teil von nur einer Handvoll Hersteller.
„Das macht uns abhängig von wenigen Standorten auf der Welt. Wenn zum Beispiel in China eine Fabrik brennt oder aus anderen Gründen nicht produziert, kann es zu Engpässen kommen“, erklärt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika.
Warum in Europa immer weniger Wirkstoffe produziert werden
Doch warum ist das so? „Ein Grund ist der hohe Preisdruck, den die Krankenkassen auf Hersteller von Generika ausüben. Hierzulande ist die Produktion dadurch häufig nicht mehr wirtschaftlich. Zudem können chinesische und indische Firmen billiger produzieren, weil die Umweltvorschriften dort nicht so streng sind.“
Damit wichtige patentfreie Wirkstoffe weiter oder wieder verstärkt in Europa hergestellt werden, schlägt Pro Generika vor: Die Krankenkassen sollten bei den Lieferverträgen mit den Herstellern nicht nur auf den Preis schauen, auch der Produktionsstandort und robuste Lieferketten sollten eine Rolle spielen. Und würden die Kassen mehrere Hersteller unter Vertrag nehmen, wäre das Ausfallrisiko geringer. Das hätte allerdings eine Nebenwirkung: Die Verbraucher müssten sich auf höhere Preise einstellen.