Nürnberg. Seit Jahren macht der deutsche Jobmarkt positive Schlagzeilen. Die Arbeitslosenquote sinkt – auf zuletzt nur 5,9 Prozent! Die Beschäftigung steigt: 43,5 Millionen Bundesbürger sind erwerbstätig – so viele wie noch nie! Alles in Butter also?

Nicht ganz. Eine kleine Gruppe ist abgehängt von der Entwicklung: Langzeitarbeitslose. Ihre Zahl ist seit 2011 praktisch unverändert. Zudem zeigen sich „Verfestigungstendenzen“, wie Torsten Lietzmann sagt, Experte fürs Thema am IAB, dem Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Nimmt man nämlich allein die Langzeitarbeitslosen unter die Lupe, also Menschen, die mindestens zwölf Monate arbeitslos gemeldet sind, dann fällt auf: „Die Dauer der Arbeitslosigkeit steigt in dieser Gruppe tendenziell an“, so Lietzmann. „Und der Anteil der Personen, die besonders schlechte Chancen am Arbeitsmarkt haben, steigt.“

Der harte Kern wird also sozusagen härter. Die Regierung versucht, dagegenzuhalten. Mit zwei neuen – und recht teuren – Programmen. Dazu muss man wissen, dass jeder zweite Betroffene keinerlei Berufssausbildung abgeschlossen hat: Ein bewährtes Instrument ist daher gründliche berufliche Weiterbildung. Ebenfalls schon länger im Werkzeugkasten der Arbeitsagenturen: der „Eingliederungszuschuss“, der Betrieben einen Teil der Lohnkosten ersetzt.

Aber es gibt eben Menschen, die noch mehr Hilfe benötigen. „Und auch dieser Personengruppe mittelfristige Perspektiven zu bieten, ist eine Aufgabe des Sozialstaats“, findet Lietzmann, „da muss man einen langen Atem haben.“

450 Millionen Euro schwer ist das Programm „Soziale Teilhabe“ für bis zu 10.000 Menschen, die bereits über vier Jahre von Stütze abhängig sind und außerdem zum Beispiel gesundheitlich angeschlagen. Sie sollen geförderte Arbeit bekommen, die laut Programm „zusätzlich, wettbewerbsneutral und im öffentlichen Interesse liegend“ sein soll. Mehr als 7.500 Plätze sind schon besetzt.

Für das Programm „Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter“ stehen sogar 885 Millionen Euro bereit, über die Hälfte des Geldes kommt von der EU. Die angepeilten 33.000 Teilnehmer müssen mindestens 35 Jahre alt sein und zwei Jahre ohne Job. „Betriebsakquisiteure“ sollen Firmen finden, die so jemand einstellen – dafür winken jahrelang Lohnkostenzuschüsse plus intensives Coaching. Nach Auskunft des Arbeitsministeriums sind allerdings gut ein Jahr nach Beginn erst „rund 7.800 Eintritte erfolgt“. Was an den nötigen Vorarbeiten liege: „Die Arbeitgeber müssen erst für das Programm und die Zielgruppe gewonnen werden.“

Falls die beiden neuen Maßnahmen am Ende doch noch voll einschlagen, bringt das 43.000 Menschen zumindest zeitweise etwas voran, bei Kosten von rund 31.000 Euro pro Kopf. Und die Zahl der Langzeitarbeitslosen würde auf etwa 950.000 sinken.