Köln. Verblüffend, aber Fakt: Für das Geld, das ein Schweizer Industriemitarbeiter kostet, könnte man auf den Philippinen gleich 29 solcher Arbeitskräfte anheuern! Weniger verblüffend, aber dafür umso wichtiger: Auch in Deutschland ist jeder Handgriff im internationalen Vergleich sehr teuer.
Wo unser verarbeitendes Gewerbe da steht, kann Christoph Schröder vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln ganz genau sagen. Gerade hat der Ökonom seinen neuesten Vergleich vorgelegt, auf Basis der amtlichen Daten aus 45 Staaten, umgerechnet in Euro.
Ergebnis: „Deutschland ist weltweit der sechstteuerste Standort – und sogar der drittteuerste, wenn man nur die Länder mit mehr als zehn Millionen Einwohnern betrachtet.“ Unsere Position habe sich da zuletzt nicht verbessert, so Schröder, der mit Blick auf namhafte Konkurrenten feststellt: „Im Schnitt ist Arbeit am Standort D ein Fünftel teurer als in mehr als 20 anderen etablierten Industrieländern.“
Insgesamt mit Abstand am kostspieligsten: die kleine Schweiz, dort müssen Betriebe mehr als 50 Euro pro Arbeitsstunde hinblättern. Am billigsten: die Philippinen, hier kostet die Stunde Industrie-Arbeit weniger als 2 Euro.
China ist ähnlich teuer wie die Türkei
Mit seinen regelmäßigen Auswertungen kann Schröder auch interessante Entwicklungen aufzeigen: „Die Arbeitskosten in China haben sich von 2011 bis 2016 verdoppelt“, sagt er, „China ist nun ähnlich teuer wie die Türkei.“ In Griechenland dagegen wurde Arbeit im selben Zeitraum 10 Prozent billiger.
Wobei es in dem IW-Vergleich nicht nur um den Bruttolohn geht, sondern um sämtliche Ausgaben der Firmen. Die international sehr verschieden hohen Beiträge an die Sozialkassen fließen da also ebenso ein wie etwa betriebliche Zuschüsse für die Altersvorsorge oder die Kantine. So ergeben sich die auf den ersten Blick die erstaunlichen 39,98 Euro pro Stunde für Deutschland.

Wie können wir uns das leisten? Es kommt eben auch darauf an, was in einer Stunde geschafft wird! Also auf die Produktivität der Menschen und Maschinen. „Wir müssen um so viel besser sein, wie wir teurer sind“, brachte das seinerzeit Bundespräsident Horst Köhler mal auf den Punkt. Ob das klappt – auch das wertet der IW-Experte regelmäßig aus.
Schröder vergleicht das Niveau der sogenannten Lohnstückkosten, auf die zum Beispiel Investoren bei Standort-Entscheidungen achten. Ergebnis: „2016 sind die deutschen Lohnstückkosten um 0,3 Prozent gestiegen“, so Schröder. „Damit stehen wir jetzt etwa 6 Prozent schlechter da als der restliche Euroraum.“ Besser werden bleibt also überlebenswichtig für die Betriebe.