Nürnberg. Arbeiten in Deutschland: Das ist für immer mehr EU-Bürger Realität geworden. Basis dafür ist die Arbeitnehmerfreizügigkeit – also das Recht, als Bürger der EU in jedem der Mitgliedsstaaten zu arbeiten.

Dazu gehören bei Weitem nicht nur die etwa 30.000 Erntehelfer und Saisonkräfte, die jetzt in unserer Landwirtschaft arbeiten (und auch während der Corona-Pandemie kommen dürfen). Im Februar lag die Zahl der in Deutschland beschäftigten EU-Ausländer laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei 2,48 Millionen – das ist ein Plus von 166 Prozent gegenüber Februar 2009. Diese Menschen stellen damit 6,5 Prozent aller Beschäftigten. Etwa 90 Prozent von ihnen wohnen in Deutschland.

Der Zuzug gab dem Wachstum einen kräftigen Schub

„Von diesem Zuzug haben wir enorm profitiert“, betont Professor Herbert Brücker, Arbeitsmarkt- und Migrationsexperte beim IAB. „Knapp 30 Prozent des Beschäftigungswachstums in Deutschland seit 2009 entfällt auf Arbeitnehmer aus der EU. Ohne sie wäre das Wirtschaftswachstum hier deutlich niedriger ausgefallen.“

Die Mehrheit der Beschäftigten aus anderen EU-Staaten gehört zwar nicht zu den hoch qualifizierten Fachkräften, es gibt viele Personen mit mittleren Qualifikationen und ohne berufliche Abschlüsse. Sie werden dennoch dringend gebraucht, etwa im Dienstleistungssektor und für Helferjobs. „Die Zahl dieser Tätigkeiten ist übrigens seit 2012 doppelt so stark gewachsen wie der Durchschnitt der Beschäftigung“, sagt der Experte. So haben viele Pflegekräfte aus Polen und anderen neuen EU-Mitgliedsstaaten die häusliche Betreuung von Pflegebedürftigen hierzulande übernommen.

Die Gesellschaft sei auf sie angewiesen, so Brücker: „Ich hoffe deshalb, dass wir nach dem Lockdown schnell wieder zur normalen Personenfreizügigkeit in der EU zurückkehren können.“