Wuppertal. Autonomes Fahren, Digitalisierung, Industrie 4.0: Die Auto- und Zuliefer-Industrie steht vor einem Wandel – was für die Firmen große Herausforderungen mit sich bringt. AKTIV sprach mit Andreas Braasch, Geschäftsführer des Wuppertaler Instituts für Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmanagement (IQZ).
Was rollt da auf die Branche zu?
Fahrzeugautomatisierung und Sharing Economy verändern die Auto-Industrie. In Zukunft werden die Fahrzeuge durchs Internet vernetzt sein, das autonome Fahren ist bald Realität. Und: Autos werden künftig mehr denn je geteilt, gerade in den Städten werden weniger Menschen ein eigenes Auto besitzen. Wenn ich dann meines verleihe, habe ich es per Handy oder Tablet immer im Blick.
Wir alle müssen die schöne Technik aber auch wollen.
Ja. Automatisiertes Fahren ist nur möglich bei einer gesellschaftlichen Akzeptanz. Wenn die Industrie absolute Sicherheit garantiert.
Was bedeuten die Neuerungen für die Zulieferer?
Die müssen sich fragen: Wo stehen die großen Hersteller in zehn Jahren? Und was kann ich ihnen dann liefern? Beim Auto erfolgen nur noch 25 bis 30 Prozent der Wertschöpfung beim eigentlichen Hersteller.
Aber die Autobauer bekommen zunehmend Konkurrenz von Internet-Riesen wie Google …
Ja, aber auch die Newcomer haben in aller Regel die gleichen Zulieferer. Deren Autos fahren genauso mit dem Bremssystem von Bosch und Komponenten von Conti und ZF TRW. Das sind schon die absoluten globalen Player. Diese Zulieferer sind sehr stark und innovativ.
Also ist die deutsche Auto-Branche nach wie vor gut unterwegs?
Auf jeden Fall. Sie investiert stark. Übrigens: Ein Auto zu entwickeln, ist im Prinzip relativ einfach. Aber eine Produktion kosteneffizient mit hoher Qualität in großen Stückzahlen hinzukriegen – das ist die Herausforderung. Eben da haben die traditionellen Autobauer extrem große Erfahrung.
Und die Zulieferer?
Die stellen sich ebenso auf den Wandel ein – auch bei der Produktion selbst. Das gilt nicht nur für Großunternehmen. Auch kleine Mittelständler nehmen das Thema Digitalisierung offensiv an.
Das funktioniert gut mit Netzwerken, in denen man sich austauschen kann.
Ja. Ohne dass man dabei Firmengeheimnisse preisgeben muss. Ein entsprechendes Portal zum autonomen Fahren gibt es etwa beim Branchenverband VDA. Dazu kommen regionale und landesweite Aktivitäten wie der Zukunftssalon Automotive: Da geht es unter anderem um das selbstfahrende Auto, um künstliche Intelligenz, Ausbildung und rechtliche Fragen. Wenn wir NRW in Sachen Digitalisierung voranbringen wollen, dann müssen wir das professionell machen.
Was bedeutet in diesem Rahmen Industrie 4.0?
Eine Menge. Aber das ist keine Revolution. Sondern Evolution. Ich kaufe Maschinen, fange an, die zu vernetzen. Dann vernetze ich sie mit der Entwicklung und schließlich mit den Zulieferern und Kunden. Industrie 4.0 funktioniert nur, wenn ich die Masse an gewonnenen Daten auch effektiv nutzen kann.
Was bedeutet all das für die Arbeitsplätze?
Sie werden sich verändern, auch Fachkräfte müssen sich für die Digitalisierung weiterbilden. Auf keinen Fall werden wir irgendwann menschenleere Hallen vorfinden. Im Gegenteil: Es werden auch Arbeitsplätze entstehen.