München. Spürbar gesunken ist der vbw-Index der bayerischen Wirtschaft. Er liegt bei 120 Punkten, ein Minus von 15 Punkten seit der Erhebung im Herbst. Der Index zeigt den Zustand der Wirtschaft im Freistaat an und basiert auf einer Erhebung, die zweimal jährlich von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) durchgeführt wird. Dazu zieht sie verschiedene Daten sowie eine Umfrage unter Betrieben heran.

Wolfram Hatz, seit Mai neuer Präsident der vbw, stellte das Ergebnis vor: „Die Konjunktur kühlt sich zunehmend ab, das gilt besonders für die Industrie.“ Schon im Herbst 2018 trübte sich die wirtschaftliche Lage ein, nachdem der Index über Jahre nach oben geklettert war.

Vor allem die Daten für das Wachstum, welche die allgemeine Konjunktur beschreiben, sind deutlich gesunken. „Für den Rückgang des Lage-Index Wachstum sind einerseits die schlechteren Urteile der Unternehmen verantwortlich, zum anderen Produktionsrückgänge in der Industrie“, erklärte Hatz. Auch für die Zukunft rechnen die Betriebe mit geringerer Auslastung.

„Wir erwarten keine Rezession, aber ein deutlich langsameres Wachstum“, betonte Hatz. Vor allem der Abschwung in der Industrie führe zum allgemeinen Rückgang. Sie verzeichnete im ersten Quartal 2019 ein Minus von 3,6 Prozent. Andere Branchen dagegen wachsen, etwa Handel, Hotel- und Gastgewerbe sowie Bau.

Der Staat muss den richtigen Rahmen setzen, etwa mit Steuersenkungen

Von zwei Seiten wird die Industrie gebremst, so Hatz: „Das schwierige außenwirtschaftliche Umfeld schwächt die Exporte, und die hohe Unsicherheit dämpft die Investitionsneigung.“ Zu den außenwirtschaftlichen Problemen zählen der Brexit, Handelskonflikte der USA mit China und der EU sowie geopolitische Krisen in Russland, Iran, der Türkei und auch europafeindliche Tendenzen in der EU. Das spürt besonders die exportorientierte bayerische Industrie. „Erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 sind die bayerischen Exporte im vergangenen Jahr nicht mehr gestiegen.“

Vor diesem Hintergrund forderte Hatz, stärker auf Wachstum zu setzen: „Die Zeiten des Verteilens sind vorbei.“ Jetzt müsse es wieder um die Wirtschaft und um das Erwirtschaften dessen gehen, was später verteilt werden kann. Dafür muss der Staat den richtigen Rahmen setzen: mit Steuersenkung, Flexibilität für Betriebe und einer leistungsfähigen Infrastruktur.