Mannheim. Früher hat sie sich manchmal über Kleinigkeiten geärgert – zum Beispiel wenn die Kaffeemaschine nicht funktioniert hat. Heute sieht sie vieles mit anderen Augen: „Ich bin jetzt gelassener bei Problemen“, sagt Sabrina Claus (21), angehende Betriebswirtin beim Technologie-Konzern ABB in Mannheim. Seit sie bei den „Special Olympics Deutschland“ als ehrenamtliche Helferin mit angepackt hat, ist ihr klarer geworden, „was im Leben wirklich zählt“.
Die Special Olympics sind sportliche Wettkämpfe für Menschen mit einer geistigen Behinderung. Sie finden jährlich abwechselnd im Sommer und im Winter statt, zuletzt in Willingen bei Kassel. ABB bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, die ganze Woche bei den Spielen als ehrenamtliche Helfer dabei zu sein.
Besondere Aufgabe im Einsatz als Tandem
Für Sabrina Claus war schnell klar: „Ich will mitmachen. Ich will versuchen, den Athleten und Athletinnen ein paar schöne Tage zu schenken.“ Ein bisschen Erfahrung hatte sie schon als Betreuerin einer Kindergruppe gesammelt. Dennoch: „Ich war aufgeregt und habe mir viele Gedanken gemacht.“
Seit dem Jahr 2000 unterstützt der Technologie-Konzern die Special Olympics. So wie ABB zeigen viele Unternehmen in Deutschland Verantwortung für die Gesellschaft. Bei Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern sind es sogar 96 Prozent, bei den kleineren immerhin noch über 70 Prozent. Das geht aus dem Engagementbericht der Bundesregierung hervor. Demnach investiert die Wirtschaft jedes Jahr gut 11 Milliarden Euro in gesellschaftliche Projekte.
ABB-Mitarbeiterin Claus hatte sich bei den Wettspielen als Tandempartnerin gemeldet: Sie sollte mit einer weiteren ehrenamtlichen Helferin, die selbst eine Behinderung hat, die Sportler unterstützen. „Ich musste mich auf einen Menschen einstellen, der anders spricht und vielleicht anders wahrnimmt.“
Was Claus überraschte: wie unkompliziert alles mit ihrer Tandempartnerin Lisa Kranke (26) lief. Außerdem deren Herzlichkeit und Unbefangenheit. Schon nach wenigen Tagen sagte Kranke zu ihr: „Du bist meine beste Freundin, und ich wünsche mir, dass wir für immer zusammenbleiben.“
Tatsächlich wurde aus der gemeinsamen Zeit in Willingen eine Freundschaft: „Wir telefonieren seither jede Woche und schreiben uns viel.“ Für die beiden jungen Frauen war der Einsatz im März dieses Jahres eine Herausforderung. Im Infozelt, der zentralen Anlaufstelle, halfen sie in allen Situationen – bei der Suche nach dem richtigen Weg, bei verlorenen Wertsachen, wenn jemand ein Pflaster oder einfach Zuspruch und Trost brauchte.
Von ihrem Einsatz profitiert sie im Beruf
Rund 700 Wettkämpfer nehmen an den Spielen teil, insgesamt 100 ehrenamtliche Helfer stellt das Unternehmen bei den Winterspielen und 150 im Sommer. Es gibt regelmäßig mehr Bewerber unter den insgesamt 10.000 Mitarbeitern an deutschen ABB-Standorten. Dann wird unter den Interessenten gelost. Neulinge, wie eben Sabrina Claus, bekommen im Zweifel den Zuschlag.
„Es ist ein Lebensgefühl voller Freude und Gemeinschaft, wie man es selten erlebt“, so schwärmt Claus von ihrem Einsatz in Willingen. Und vieles, was sie dort gelernt hat, wirkt bis heute nach: „Ich kann mich besser in andere hineinversetzen. Wenn ich heute in ein Meeting gehe, versuche ich, die Meinung der anderen Teilnehmer aus deren Perspektive zu verstehen.“ Und sie findet: Mit dieser Herangehensweise komme man schneller zu Lösungen.
Persönlich
Wie kamen Sie zu diesem Ehrenamt?
ABB bietet für alle Mitarbeiter die Möglichkeit, sich bei sozialen Aktivitäten zu engagieren.
Was reizt Sie am meisten?
Das Eintauchen in eine fremde Welt voller Herzlichkeit und Lebenslust trotz Schwierigkeiten.
Worauf kommt es an?
Toleranz, Freude und Einfühlungsvermögen.