Die Bücherstube in Dédougou ist ein besonderer Ort. Mitten im ländlichen Burkina Faso bekommen Kinder hier freien Zugang zu Büchern, Lernmaterialien und Computern. Was für Europäer normal klingt, ist im ländlichen Burkina Faso nicht alltäglich: Mit einer Analphabetenrate von über 70 Prozent zählt das westafrikanische Land zu den Staaten mit den geringsten Bildungschancen weltweit. Seit Kurzem können die Kinder hier auch Laptops aus Niedersachsen nutzen. 20 Geräte aus Hildesheim sind gerade in Dédougou gelandet – auf die Reise geschickt vom Projekt „Hey, Alter!“.
Die Initiative sammelt in Niedersachsen seit Jahren ausgediente, aber funktionstüchtige Computer. Viele Unternehmen spenden Geräte. „Hey, Alter!“ bereitet sie auf und stellt sie Schülern zur Verfügung, die sonst keinen Zugang zu digitaler Bildung hätten. Über 2.000 Kinder in Braunschweig, Hannover und Hildesheim konnten so bereits profitieren.
Nun zeigt sich, dass diese einfache Idee, die auch von der Stiftung NiedersachsenMetall unterstützt wird, auch über die Landesgrenzen hinaus wirkt. „Bildung ist der Schlüssel, um die Armutsspirale zu durchbrechen“, sagt Frank Wuttke, der über sein Unternehmen eEvolution für den Export der Geräte in einem Seecontainer nach Burkina Faso sorgte.
Laptop-Spenden: Die Rechner werden fit gemacht, alte Daten gelöscht
Dass die Laptops von „Hey, Alter!“ jetzt auch Schüler in Dédougou erreichen, ist kein Zufall: Wuttkes Ehefrau stammt aus dem westafrikanischen Land und ist in die Netzwerke vor Ort bestens eingebunden. Über den Verein Buspad – eine Gemeinschaft ehemaliger burkinischer Studierender in Deutschland – nahm die Idee, Laptops nach Afrika zu schicken, schnell Form an.
Warum spenden Unternehmen Computer? Ganz einfach, sagt Stefan Hinz, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters HCT GmbH in Hildesheim: „Alte Geräte, die sonst nur verstauben oder auf dem Schrott landen würden, können so viel bewegen.“ Für Wuttke und seine Kollegen war klar: „Wir wollen gemeinsam Kindern den Weg in die digitale Welt ebnen – und die gespendeten Laptops geben ihnen genau diese Möglichkeit.“ Die Geräte werden vor dem Versand von Ehrenamtlichen fit gemacht, und dank moderner Löschsoftware ist auch für Datensicherheit gesorgt: Auf Wunsch gibt es für jeden gespendeten Rechner ein Löschprotokoll.
Von der Idee bis zur Umsetzung war es dann nur ein kleiner Schritt, vor allem dank Fanta Yanna, einer in Deutschland lebenden Burkinabe, die das Projekt mit Herzblut leitet. Yanna ist Elektrotechnikingenieurin und arbeitet bei Siemens in Nürnberg – genau wie ihr Mann Eric, der sich selbst seit Jahren für Burkina Faso engagiert und mit Frank Wuttke bereits vor etwa zehn Jahren eine Schule in Nandiala gebaut hat. „Wir kennen uns lange und unterstützen uns gegenseitig bei Projekten“, sagt Wuttke. So wurden auch die Transportkosten für die Laptops vom Förderprojekt von Fanta Yanna übernommen.
Für die meisten Kinder ist es das erste Mal vor einem Computer
Vor Ort in Dédougou sind die Computer heiß begehrt. Die Region hat keinen öffentlichen Strom, dieBücherstube wird mit Solarenergie betrieben. „Die Kinder sind total begeistert“, berichtet Fanta Yanna. Mehr als 500 Schüler teilen sich die Geräte, und jeder Augenblick am Bildschirm wird intensiv genutzt. „Für die meisten ist es das erste Mal, dass sie an einem Computer sitzen.“
Dass jetzt Kinder in Dédougou Zugang zu Computern und digitalen Lernmitteln haben, ist für Yanna ein Herzenswunsch. Sie kennt die Region und die Bedürfnisse dort genau: „In Dédougou gibt es kaum Chancen auf Bildung“, sagt sie. „Deshalb sind solche Projekte wie ‚Hey, Alter!‘ so wichtig.“

Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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