Worms. Wir verdanken ihnen Autos, Verpackungen, Medikamente, Lacke oder Lebensmittel. Doch die örtlichen Chemie- und Kunststoff-Unternehmen bieten mehr als „nur“ Alltagsprodukte: Sie sind auch Arbeitgeber, Stadtentwickler und Innovationstreiber. Das zeigte die Branche mit einem starken Auftritt in Worms.

Rückblick: Verblüffung, Neugier und Interesse spiegeln sich in den Gesichtern der Besucher der Kaiser-Passage, dem Einkaufsmagneten der Stadt.

Statt Klamotten und Handtaschen gibt es plötzlich riesige Würfel im Zentrum zu bestaunen: Sie erzählen die Historie der chemischen Industrie in Worms von ihren Anfängen bis zum heutigen Status. Was durchaus amüsant ist – wie zum Beispiel die prominente Darstellung eines Hundehaufens. „Damit wurde früher Leder behandelt“, erfährt der geneigte Betrachter. Klar, dass dies wohl kaum das Mittel der Wahl war, mit dem Worms einst zur Ledermetropole aufstieg. „Voll witzig“, meint ein Jugendlicher und schaut neugierig, ob er weitere „coole“ Infos findet.

Die gibt es. Sogar als Erzählung: „Ich war 47 Jahre bei Röchling“, berichtet zum Beispiel Klaus Dieter Buhl. Seit zehn Jahren ist der ehemalige Schlosser in Rente, aber seine Erinnerungen sind so frisch, als hätte er eben erst das Werk verlassen. Er ist einer der freiwilligen „Scouts“, der Besuchern die Ausstellung erläutert.

Schon zückt er ein altes Polaroidfoto. Es zeigt ihn 1985 im Blaumann: „Mein Markenzeichen“, sagt Buhl und grinst. „Damit musste ich sogar bei der 100-Jahr-Feier auf die Bühne, meine Frau war entsetzt!“ In diesem Aufzug kannte man Buhl eben, stets im Einsatz, auch als Betriebsrat.

„Ich habe immer gerne gearbeitet und alles gemacht, auch Kohle schaufeln“, erzählt er. Da musste ein Schiff entladen werden, er meldete sich freiwillig: „Das waren Überstunden, es brachte gutes Geld.“ Die Ausstellung gefällt ihm „ganz prima“, besonders der Teil über die Ausbildung: „Ich kann den jungen Leuten nur raten, in die Chemie-Industrie zu gehen“, sagt er. „Da hat man einen guten Beruf.“

Auch die Chefs der örtlichen Unternehmen sind von den Exponaten begeistert: „Jeder kann sehen, was wir herstellen. Das ist Chemie zum Anfassen“, schwärmt Michael Kundel, Chef beim Kunststoff-Spezialisten Renolit. Und Thomas Reiß, der das technische Marketing beim Farb- und Lackexperten Zobel-Chemie verantwortet, pocht auf den Umweltschutz: „Wir machen saubere Chemie, schonen die Ressourcen und sind nachhaltig.“

4.000 Mitarbeiter beschäftigen die sieben teilnehmenden Firmen Evonik, Faist ChemTec, Grace, Renolit, Röchling Automotive, Trumpler und Zobel Chemie.

Ihre Steuern fördern die Stadtentwicklung, lobt Oberbürgermeister Michael Kissel. Sein Fazit am Ende der Leistungsschau: „Durch die Aktion haben die Menschen einen lebendigen Zugang zur Chemie, unserer wichtigsten Branche.“