Frankfurt. Ein wenig nervös ist er schon, der Lkw-Fahrer aus Rumänien. Im Büro der Frachtannahme wartet er die Kontrolle seiner Papiere ab. Als er von jenseits des Schalters endlich das „Yes, okay“ hört, atmet er auf. Die erste Hürde ist genommen.
Flughafen Frankfurt, Cargo City Süd: Zwei Dutzend Lagerhallen, jede ist ein eigener Sicherheitsbereich. An die größte dieser Festungen fährt der Lkw nun rückwärts ran. „Die Zoll-Plombe am Auflieger ist unversehrt, er darf entladen werden“, erklärt Klaus Schmalz, Manager von Fraport Cargo Services. Vor 32 Jahren hat er hier als Lagerarbeiter angefangen. Jetzt kämpft er in einer Schlüsselrolle dafür, dass Deutschlands größter Airport vorne mitmischt im weltweiten Frachtgeschäft.
50 Prozent der Fracht fliegen in Passagiermaschinen
Dieses Geschäft wird schwieriger. 2012 hat das Bundesverwaltungsgericht Nachtflüge zwischen 23 Uhr und 5 Uhr in Frankfurt untersagt – im Interesse lärmgeplagter Anwohner. Und jetzt rücken weitere Forderungen auf die politische Tagesordnung: Einschränkungen in den „Randstunden“ ab 22 und bis 6 Uhr, außerdem Lärmgrenzwerte für Flugzeuge.
„Verständlich, einerseits“, sagt Fraport-Mann Schmalz. „Andererseits spüren wir die Folgen des Nachtflugverbots: Schon jetzt weichen Airlines zum Beispiel nach Amsterdam oder Paris aus.“
Für die Exportnation Deutschland, die ihre Produkte Tag für Tag in alle Welt verkauft, ist jede Verbindung wichtig. „Die Hälfte der Fracht wird in Passagiermaschinen transportiert“, sagt Schmalz. Die erreichen 252 Ziele in 107 Ländern – ein Argument, mit dem Schmalz bei Airlines für seinen Flughafen wirbt. Reine Frachtflieger steuern „nur“ 82 Ziele in 46 Ländern an.
In einer der Hallen steht ein fabrikfrischer Mercedes, Arbeiter verpacken ihn auf einer Palette, damit er keine Beulen und Kratzer kriegt: Er geht nach Jakarta. Zusammen mit Frachtstücken aus anderen Ländern, die hier nur umgeladen werden. Solche Lieferungen zu kombinieren – das ist die entscheidende Stärke des Airports Frankfurt. Denn er gehört zu den Drehkreuzen der Welt. Jeder zweite Passagier steigt hier nur um. In gleichem Maß wird Fracht aus einem Flieger raus in die Halle und später in die nächste Maschine geladen.
„Konnektivität“ nennen die Fachleute diese Verbindungsvielfalt. Sie ist nicht nur existenziell für viele Kunden. Sie trägt auch direkt zur Sicherung der schier unglaublichen Anzahl von Jobs hier auf dem Flughafengelände bei: Es sind 78.000, in 500 Betrieben.
Video: Hinter den Kulissen des Frankfurter Flughafens
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Ware wird so gepackt, dass sie in die Rundung des Fliegers passt
Dazu zählt der Arbeitsplatz von Kemal Ongun. Er sitzt in einem Mini-Lkw des Bodenverkehrsdienstes und zieht Frachtanhänger zu den Flugzeugen. Und erlebt permanent, wie wichtig hier das Thema Sicherheit ist. „Jedes Mal, wenn ich auf das Vorfeld zu einem Flugzeug fahre, muss ich den Kontrollpunkt passieren. Inklusive Metalldetektor, wie bei jedem Passagier.“ Gefahrenabwehr gehört zum Qualitätsmanagement, auch damit punktet der Flughafen bei Kunden.
Für jede Maschine muss zudem ein Ladeplan erstellt werden, um das Gewicht von Fracht und Passagieren auszubalancieren. Fraport Cargo Services liefert dazu die benötigten Daten. Die Warensendungen werden so gepackt, dass sie genau in die Rundungen des Laderaums passen. Platz ist knapp, auch für den fabrikfrischen Mercedes in der Ladehalle: Eine Boeing 777 mit etwa 400 Passagieren kann nach Jakarta nur 20 Tonnen mitnehmen. Nach Dubai immerhin 30 Tonnen – weil der Kapitän für die kürzere Strecke weniger Kerosin bunkern muss.