Ein Jahr nach ihrem Beginn ist die große Flüchtlingswelle abgeebbt. Im Juni kamen nur noch 16.000 Asylsuchende – und Angela Merkel äußert sich zuversichtlich, dass sich die chaotische Lage in Syrien und im Irak bald verbessert. Zugleich aber lenkt sie den Blick nach Süden: „Das zentrale Problem ist die Migration aus Afrika mit 1,2 Milliarden Menschen.“
Fast jeder dritte von ihnen besitzt ein Smartphone. Und sieht mit ein paar Wischs auf dem Touchscreen den Wohlstand nördlich des Mittelmeers. Zwar ist Afrika ein Kontinent im Aufschwung, wie die Prognose des Internationalen Währungsfonds zeigt. Trotz rasanten Bevölkerungswachstums wird binnen fünf Jahren in 38 Staaten das reale Pro-Kopf-Einkommen um mindestens ein Zehntel steigen. Doch der ganz große Sprung ist eben verlockend: Ab nach Europa!
Nachdem der Kanzlerin klar geworden ist, wie das Zuwanderungsthema die EU zerreißt, bekommt Entwicklungshilfe eine ganz neue Priorität. „Wir müssen uns zentral mit Afrika beschäftigen“, sagt sie. Und ihr Finanzminister Wolfgang Schäuble stellt klar: „Wir werden mehr für deren Entwicklung bezahlen müssen. Wir müssen diese Aufgabe annehmen.“
Wie das laufen soll, zeichnet sich schon ab. Unser staatlicher Kapitaltransfer nach Afrika wird aufgestockt und stärker als Hebel für private Investitionen genutzt. Das bringt einen Schub an moderner Technik, etwa bei erneuerbaren Energien. Beim Rohstoff-Import achten wir strikt darauf, dass daran nicht Kriegsparteien oder Terrorgruppen verdienen. Und wir erleichtern den Marktzugang für verarbeitete Produkte. Afrika-Hilfe im großen Stil – als Gegenleistung für Zusagen, illegale Migration zu unterbinden.