Wuppertal. „So ein großes Projekt kriegt man nicht alle Tage!“, sagt Julia Zöllner. Die Ingenieurin betreut zwei neue Produktionsanlagen im Wuppertaler Werk von 3M. Der Konzern investiert hier 36 Millionen Euro in die Fertigung von Membranen für die Dialyse. Damit können 50 Prozent mehr Filtermembranen produziert werden, die man zur Blutwäsche bei Nierenversagen benötigt.

Für die junge Frau ist es die erste große Aufgabe. Bis Ende 2018 sollen die neuen Anlagen in Betrieb gehen. Seit einem Jahr gehört der Standort (ehemals Membrana) zu 3M, es entstehen Arbeitsplätze in der Produktion, in der Entwicklung und im Labor.

Rund 500 Mitarbeiter entwickeln und fertigen vor Ort Polymer-Membranen für den medizinischen und technischen Bedarf. Ein Glück für Millionen Nierenkranke weltweit, die mehrmals wöchentlich zur Dialyse müssen.

Ihr Blut wird stundenlang durch eine künstliche Niere geleitet und gereinigt. In vielen der Geräte sind Kapillarfilter aus Wuppertal: Bündel aus 6.000 bis 15.000 haarfeinen Hohlfasern. Die Fasern sind porös, größere Moleküle wie Eiweiße halten sie zurück. Substanzen, die ein gesundes Organ sonst aussortiert, werden so herausgefiltert. Weil immer mehr Menschen an Diabetes erkranken und in der Folge ihre Nieren geschädigt werden, wächst der Bedarf an Dialyse ständig.

In der Produktion sind alle Mitarbeiter von Anfang an in die Planung der neuen Anlagen mit eingebunden. „Wir reden mit allen Schichten. Die Kollegen können auf die Pläne gucken und sagen, was man besser machen könnte“, berichtet Zöllner. Mikroporöse Kapillaren produziert der Standort übrigens auch für andere medizinische Anwendungen, etwa um das Blut während einer großen OP mit Sauerstoff anzureichern.

Darüber hinaus stellt 3M hier Flachmembranen für Mikrofiltrationsprozesse in der Pharma- oder der Halbleiter-Industrie her. „Der Markt braucht große Mengen an unterschiedlichen Membranen“, sagt Werkleiter Hartwig Davidhaimann. Zugleich müssen die Preise der Einwegprodukte erschwinglich bleiben, damit die Gesundheitssysteme die Therapie bezahlen können.

Zusätzlich fließen 25 Millionen Euro für die Modernisierung in das 150 Jahre alte Werk

Aktuell wird das 150 Jahre alte Werk an der Wupper, wo einst die Kunstseide erfunden wurde, noch für weitere 25 Millionen Euro modernisiert: Der Abriss ungenutzter Gebäude soll Freiflächen für künftige Erweiterungen schaffen. Historisch Wertvolles wird nach neuen Standards restauriert, der Boden von Altlasten gereinigt.

„Zwei hohe Investitionen in so kurzer Zeit sind eine klare Perspektive“, freut sich Vize-Betriebsratsvorsitzender Detlev Dietz. „Wenn uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt, ist der Standort gesichert.“