Nürnberg/Gütersloh. Von den rund 11 Millionen Kindern unter 15 Jahren lebten im Mai dieses Jahres 1,5 Millionen von Hartz IV. Die Zahl war um 100.000 höher als fünf Jahre zuvor, so eine neue Auswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA). Hinter dem Zuwachs stehen ausschließlich Kinder mit ausländischem Pass.

Finanziell sieht das für die Betroffenen aktuell wie folgt aus: Ein Paar mit drei Kindern im Alter von acht, zehn und zwölf Jahren bekommt im Rahmen der staatlichen Grundsicherung 1.538 Euro netto im Monat, ein Alleinerziehender mit einem sechsjährigen Kind 641 Euro. Wohnung und Heizung werden extra bezahlt, auch alle Klassenfahrten, Schulbus, Nachhilfe und für bis zu 100 Euro im Jahr Schulmaterial.

Das höchste Armutsrisiko, so hat es gerade die Bertelsmann-Stiftung vorgerechnet, ist die Trennung der Eltern: „Von allen Heranwachsenden in staatlicher Grundsicherung lebt die Hälfte bei einem alleinerziehenden Elternteil.“ Umgekehrt ausgedrückt: „Nur 9 Prozent der Paar-Haushalte, aber 43 Prozent der Alleinerziehenden-Haushalte sind auf Hartz IV angewiesen.“

Statistisch erhöht ist laut Bertelsmann-Stiftung auch das Risiko von Kindern „mit zwei oder mehr Geschwistern“. Zudem ist Kinderarmut ein Bildungsthema: Hinter Hartz IV steckt meist Langzeitarbeitslosigkeit – und mehr als die Hälfte derer, die ein Jahr und länger ohne Job sind, haben keine abgeschlossene Berufsausbildung.

„Kinderarmut darf sich nicht weiter verfestigen“, warnt Stiftungsvorstand Jörg Dräger. „Sie beeinträchtigt die Chancen für das ganze Leben.“ Allerdings wird sie im Zuge der Flüchtlingskrise wohl zunächst weiter steigen: Nach der BA-Auswertung stieg allein von Mai 2015 bis Mai 2016 die Zahl der unter 15-jährigen Hartz-IV-Kinder aus den acht wichtigsten „nichteuropäischen Asylzugangsländern“ um 54.000. Und trotz allem: Sie haben hier mehr Chancen als in ihrer Heimat.