Düsseldorf. Zugreifen, aufmachen, leer trinken, weg damit: Die Getränkedose ist ein kurzlebiges Produkt. Und die Bundesbürger lassen es immer öfter zischen – allein im vergangenen Jahr über zwei Milliarden Mal. Das war ein Plus von 12 Prozent im Vergleich zu 2014.

Nach Angaben des Getränkedosenherstellerverbands BCME Deutschland mit Sitz in Düsseldorf kurbelte vor allem der heiße Sommer den Verkauf an: „Schließlich verfügt die scherbenfreie Getränkedose über eine hohe Kühlfähigkeit und ist leicht und handlich.“

Dazu kommt, so Günter Birnbaum vom Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg: „Der wachsende To-go-Konsum spielt eine wichtige Rolle für den steigenden Absatz.“ Der Handel hat die Alu-Behälter längst wieder flächendeckend im Sortiment. Aktuelles Beispiel: Aldi bietet jetzt Krombacher-Bier in Halbliterdosen an.

Die Wand ist nur noch so dünn wie ein menschliches Haar

Getränkedosen werden zum großen Teil recycelt. Laut Umweltbundesamt landen immerhin 96 Prozent im Verwertungskreislauf. „Das ist ein guter Wert“, erklärt Gerhard Kotschik, Verpackungsexperte bei der Behörde in Dessau. „Und die Ökobilanz der Getränkedose selbst hat sich ebenfalls verbessert.“ Ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Dose ordentlich an Gewicht verloren hat. Heute wiegt ein typisches 0,33-Liter-Exemplar lediglich 12,5 Gramm – die Wand ist nur noch so dünn wie ein menschliches Haar.

Und das Gewicht hat natürlich Auswirkungen auf die Umwelt: je leichter, desto weniger Materialeinsatz und desto weniger CO2-Ausstoß zum Beispiel beim Transport.

Dennoch bleibt die Ökobilanz der Dose umstritten. „Sie muss ja erst mal hergestellt werden, der Energieaufwand dafür ist hoch“, erklärt Kotschik. „Die klassische Mehrwegflasche ist aus unserer Sicht immer noch die umweltfreundlichere Variante.“



Um die Verbraucher zu genau dieser Alternative zu bewegen, hatte die rot-grüne Bundesregierung 2003 eine Pfandpflicht von 25 Cent für die meisten Einweg-Getränkeverpackungen eingeführt (bis heute ausgenommen sind zum Beispiel Frucht- und Gemüsesäfte, Milch, Wein und Sekt).

Die politisch erwünschte Folge: Dosen verschwanden schlagartig aus den Getränkeregalen. Der Absatz ging dramatisch zurück – von 7,5 Milliarden Stück im Jahr auf fast null. Dosen waren verpönt.

Junge Generation ohne Berührungsängste

Zudem hakte es anfangs gewaltig bei der Rückgabe leerer Dosen. Erst seit 2006, als ein bundesweit einheitliches Rücknahmesystem kam, steigt der Absatz langsam, aber sicher wieder an.

Und wie steht es um das Image? „Die junge Generation, die heute zur Dose greift, hat da überhaupt keine Berührungsängste“, erklärt Konsum-Exerte Birnbaum. „Für diese Zielgruppe ist die Dose einfach cool.“