Emmerke. Kiron Franzki freut sich, wenn er Besuchern die kleine Gießerei zeigen kann, in der er seit Mitte 2022 arbeitet. „Wir wollen bekannter werden und möglichst vielen zeigen, dass die Arbeit hier mächtig Spaß macht“, sagt der 28-Jährige beim aktiv-Besuch in Giesen-Emmerke in der Nähe von Hildesheim. Hier sitzt die Idee-Al-Metall GmbH, kurz IAM. Die Gießerei mit ihren 50 Beschäftigten hat sich auf Einzelanfertigungen und Kleinserien spezialisiert.
Franzki hat hier als Projektmanager angefangen. Zunächst hatte er Elektriker gelernt, dann Soziologie studiert. Nach dem Diplom setzte er noch einen Master in Nachhaltigkeitsmanagement drauf. „Dabei habe ich dann gemerkt, was ich wirklich will“, sagt er. Nicht nur im Büro sitzen nämlich, sondern etwas herstellen, das man anfassen kann.
Das Gießen von Aluminium ist ein komplexer Prozess
Es ist Mitte Juni, draußen klettert das Thermometer in Richtung 30 Grad. Drinnen in der Werkhalle ist es laut und staubig, doch damit hat Franzki kein Problem. „Dreckige Fingernägel machen mir nichts. Die kann man abends wieder saubermachen“, sagt er. Er weiß, dass hier ist nicht Google. „Aber dorthin wollte ich auch nicht.“ Was bietet ihm die kleine Gießerei, was ein Weltkonzern nicht kann? „Für mich muss Arbeit Sinn bieten“, sagt Franzki.
In den letzten Stunden haben die Kollegen in der Werkhalle Aluminum geschmolzen. Jetzt sind sie bereit für den nächsten Schritt: das Abgießen des geschmolzenen Metalls in hohe Pfannen, die mit feuerfesten Materialien ausgekleidet sind. „Das Gießen besteht aus mehreren Schritten, die nicht schiefgehen dürfen“, erklärt Franzki. Die chemische Zusammensetzung des Metalls, die Temperatur, die Form, in die gegossen wird – alles muss passen.
Nachhaltigkeit ist für den studierten Nachhaltigkeitsmanager ein Muss – gerade in einer Metallgießerei mit ihrem hohen Energiebedarf. Um CO2 zu sparen, hat die IAM bereits eine Photovoltaikanlage am Netz, die zweite kommt nächstes Jahr. Für Franzki steht fest: „Die Energiewende ist wichtig. Aber nicht um jeden Preis.“ Was auch für den Einsatz von Wasserstoff gelte: „Es muss sich rechnen. Der Kunde muss bereit sein, die höheren Kosten zu zahlen.“
Kleinserienfertiger sind gefragt, aber Fachkräfte fehlen
Sein Chef sieht das ähnlich. „Wir gießen alles, was gewünscht wird“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Klaus Greven. Der studierte Physiker, promoviert in Gießereitechnik, war lange in der Autozulieferer-Industrie. Bis er Kontakt zu der kleinen Gießerei im Landkreis Hildesheim bekam. Er stieg bei IAM als Gesellschafter ein, weil er davon überzeugt ist, dass kleine, flexible Gießereien gebraucht werden. Auf einem Markt, auf dem China nicht mitmischt, wie er sagt. „Kleinserienfertiger haben Zukunft“, glaubt Greven. „In unserer Nische ist Marge noch möglich.“
Und die Auftragslage ist gut. Die Kunden kommen aus dem Maschinenbau, der Medizintechnik, der Elektro-Industrie, dem Pumpen- und Apparatebau. IAM kann jede Geometrie, auch und gerade, wenn es einmal schnell gehen muss. Vieles scheint in Ordnung bei IAM. Aber nicht alles: Es fehlt an Fachkräften. In wenigen Jahren geht etwa der Produktionsleiter in Ruhestand. Noch ist sein Nachfolger nicht gefunden.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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