Grünstadt. Darüber kann sich Detlev Wessel richtig freuen: „Mit unserem neuen Blockheizkraftwerk werden wir deutlich weniger Energie verbrauchen. Wir tun was für die Umwelt – und sparen letztlich auch noch Geld.“
Prokurist Wessel gehört zur Geschäftsleitung der Wellpappenfabrik in Grünstadt, mitten in den Weinbergen der Pfalz. In der Branche ist der Betrieb, der 186 Menschen Arbeit gibt und seit der Gründung 1937 im Familienbesitz ist, unter dem Markennamen bekannt: Sausenheimer Wellpappe.
„Wir müssen kontinuierlich investieren, um besser und effizienter zu werden“, erklärt der Kaufmann beim aktiv-Besuch. „Denn nur so können wir in Deutschland wettbewerbsfähig bleiben. Und der Wettbewerb in der Wellpappenbranche – der ist knallhart.“
Heißer Dampf verbraucht hier die meiste Energie
Noch wird hier jedes Jahr gut 1 Million Euro für Strom und Gas fällig. Ab 2020 soll sich das ändern, dann kann das Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen werden. Rund 850.000 Euro kostet dieses Projekt, das von der EU und aus Landesmitteln gefördert wird.
Herzstück der Produktion und damit auch der größte Energieverbraucher ist die Wellpappenanlage (WPA): eine riesige Anlage, die Wellpappe herstellt. Daraus werden vor allem Transportverpackungen gefertigt, für verschiedene Kundenbranchen: Automobil-, Pharma- oder Möbel-Industrie sind ebenso darunter wie Winzer aus der Region. Auch für sogenannte Gefahrgutverpackungen ist Sausenheimer Wellpappe bekannt.
Etwa 60 Millionen Quadratmeter Wellpappe werden hier pro Jahr hergestellt. Um den Produktionsprozess zu verbessern, ist kürzlich eine Maschine der WPA durch eine neue Anlage ersetzt worden, die zwei Papierbahnen zu einseitiger offener Wellpappe verleimt. Zu Beginn des ganzes Prozesses werden die Papierbahnen durch etwa 180 Grad heißen Dampf erwärmt, angefeuchtet und dann verleimt. Damit die charakteristischen Wellen bei der Weiterverarbeitung stabil bleiben, muss das Papier danach schnell trocknen. „Und für diese Prozesse braucht man extrem viel Energie“, erklärt Wessel.
Schon seit Jahren suchte man deshalb nach einer moderneren Lösung. Photovoltaikanlagen wären für die Dachflächen des Unternehmens zu schwer, andere Möglichkeiten überzeugten auch nicht. Der Betrieb fand aber Unterstützung durch die Energieagentur Speyer: Zehn Pfälzer Unternehmen mit Energiekosten von jeweils mehr als 150.000 Euro jährlich haben sich da zu einem Netzwerk namnes „Green Palatina“ zusammengeschlossen. Erklärtes Ziel: Energie, Kohlendioxid (CO2) und damit letztendlich Kosten einsparen.
Der Kohlendioxid-Ausstoß soll deutlich sinken
„So kamen wir schließlich zu 2G Energy im Münsterland, die für uns das passende Blockheizkraftwerk als Container hatten – und damit für unser Problem die optimale Lösung“, schildert Wessel. Wenn alles so klappt wie geplant, wird das Unternehmen durch das eigene Kraftwerk mit einer Leistung von 800 Kilowatt den größten Teil des benötigten Stroms zukünftig selbst erzeugen und deutlich weniger Kohlendioxid ausstoßen als bisher.
Das freut nicht nur die Umwelt, sondern auch die Mitarbeiter. Dazu gehört zum Beispiel Maschinenführer Jörg Flatter. Er begrüßt die Neuanschaffungen: „Investitionen sichern unsere Arbeitsplätze und erleichtern oft auch die tägliche Arbeit, wie jetzt bei der neuen einseitigen Wellpappen-Maschine.“
Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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