Dahlewitz. Sehr genau hingucken – das gehört zum fachlichen Können von Adrian Anders. Der Triebwerkmechaniker von Rolls-Royce Deutschland kontrolliert gerade die Titan-Schaufelblätter eines tonnenschweren Aggregats, das bald einen zweistrahligen Airbus A350 mit antreiben wird.
„Etwa 20.000 einzelne Komponenten hat so ein Triebwerk“, erklärt Anders. Die Montage dauert denn auch rund drei Wochen. Jeder Handgriff ist vorgeschrieben und wird dokumentiert, anschließend müssen die Turbofan-Triebwerke ausgiebig auf den Prüfstand, bevor sie ausgeliefert werden.
Klar: Sicherheit wird in dieser Branche extrem großgeschrieben.
„Wir bauen die umweltfreundlichsten und effizientesten Großtriebwerke weltweit.“
„Unsere ‚Trent XWB‘ sind die umweltfreundlichsten und effizientesten Großtriebwerke weltweit“, sagt Entwicklungsleiter Peter Wehle beim aktiv-Besuch im Werk Dahlewitz nahe Berlin Anfang März. „Sie verbrauchen deutlich weniger Kerosin, haben eine höhere Leistung und sind leiser als die Vorgänger.“
Mit neuer Technik und neuen Technologien lassen sich Flugzeug-Emissionen kräftig senken
Mehr Leistung und leiser bei geringerem Verbrauch: „Unser Anspruch ist eine möglichst nachhaltige Luftfahrt“, beschreibt Wehle den Fokus des britischen Triebwerk-Konzerns Rolls-Royce (der mit den gleichnamigen Luxus-Autos übrigens nichts mehr zu tun hat). 50.000 Beschäftigte hat das Unternehmen weltweit, davon arbeiten rund 10.000 in Deutschland. Allein in Dahlewitz sind es 3.000 Spezialisten aus über 50 (!) Staaten, jeder dritte Mitarbeiter hier ist Ingenieur.
Am Standort werden aber auch hochmoderne Antriebe für Geschäftsreiseflieger gebaut. „Das Triebwerk ‚Pearl 15‘ haben wir speziell für Bombardier entwickelt“, berichtet Wehle, „es hat bis zu 9 Prozent mehr Leistung, 5 Prozent weniger Kerosinverbrauch und senkt den Stickoxid-Ausstoß um ein Fünftel gegenüber der vorherigen Triebwerk-Generation.“
Sensoren im Triebwerk melden laufend Tausende Daten an die Servicezentrale
Effizientere Triebwerke sind generell ein wichtiger Beitrag zu nachhaltigerem Fliegen. Ein weiterer ist deren permanente Überwachung: Tausende Parameter werden von Sensoren gemessen, die entsprechenden Daten von rund 9.000 Rolls-Royce-Triebwerken landen rund um die Uhr in der Servicezentrale in Dahlewitz. „So erkennen wir eventuelle Unregelmäßigkeiten und können reagieren, bevor es beim Kunden zu Problemen kommt“, sagt Wehler.
Die Datenauswertung bringt zudem nützliche Infos für die Piloten, etwa für spritsparendes Fliegen bei bestimmten Wetterlagen. Künftig sollen Triebwerke sogar miteinander kommunizieren und so voneinander lernen können!
Allerdings wächst der Luftverkehr immer wieder noch schneller, als die Flugzeug- und die Triebwerkhersteller zusätzliche Emissionen durch innovative Technik einsparen können (das galt jedenfalls vor der Corona-Krise). „Wir arbeiten deshalb verstärkt an ganz neuen Flugzeug- und Triebwerkkonzepten“, betont der Entwicklungschef. Dazu gehören beispielsweise batteriegespeiste, rein elektrische Motoren für Kleinflugzeuge. Oder hybride Antriebe: Bei denen erzeugt eine herkömmliche Turbine den Strom für eine Vielzahl von E-Motoren.