Wiehl. Im Hof steht ein Laster, wie ihn vor allem Kommunen nutzen, etwa für die Grünpflege. Kein Hightech-Gefährt. Und doch ist er etwas Besonderes: Der betagte Wagen hat unter der Haube keinen Dieselmotor mehr; der wurde ausgebaut. Stattdessen stecken in der Hinterachse zwei Elektromotoren. Mit der sogenannten E-Achse will die Firma BPW Bergische Achsen in Wiehl dem elektrisch angetriebenen Lkw zum Durchbruch verhelfen.
Ab diesem Jahr sollen die E-Achsen erstmals in ältere Laster eingebaut werden
Das Familienunternehmen (weltweit 7.200 Mitarbeiter, davon 1.600 rund um Wiehl) hat die E-Achse vor zwei Jahren vorgestellt. Bislang gab es nur Prototypen, aber ab diesem Jahr werden die ersten Exemplare in ältere Fahrzeuge eingebaut. Der emissionsfreie Antrieb ermöglicht Reichweiten bis zu 150 Kilometern. Fahrzeuge bis zu 7,5 Gesamtgewicht können umgerüstet werden.
Natürlich ist BPW nicht die einzige Firma, die elektrische Antriebe für Transporter entwickelt hat. Der entscheidende Vorteil sei aber, dass die Technik aus Wiehl „nutzlastneutral“ arbeite, erklärt Josha Kneiber, Experte für Elektromobilität bei BPW. Soll heißen: Das Leergewicht des Fahrzeugs bleibt nach dem Ersatz der konventionellen Bauteile durch die E-Achse gleich.
Hochmodernes Robotik-Trainingszentrum für die Ausbildung
Das spiele für Spediteure eine große Rolle, weil schon ein Verlust von wenigen Kilos an Zuladung wirtschaftlich einen großen Unterschied mache. In Zukunft will BPW seinen Antrieb auch für Lkws mit deutlich mehr Gesamtgewicht anbieten. Um sich für die Zukunft zu rüsten, legt die Firma großen Wert auf qualifizierten Nachwuchs: Etwa 120 junge Leute machen derzeit eine Lehre; ein hochmodernes Ausbildungszentrum inklusive Robotik-Trainingszentrum steht dafür zur Verfügung.
Besonders wichtig ist BPW die Kreativität der Belegschaft: Im firmeneigenen Innovationslabor im nahen Siegburg bei Bonn arbeiten Softwareexperten, aber auch Fachleute unterschiedlichster Richtungen an neuen Produkten und Ideen.
Wie etwa die Ausstattung von Fahrzeugen mit Sensoren, die über den Zustand von Verschleißteilen Auskunft geben. So warnt ein Sicherheitssystem, wenn Bremsbeläge bald ausgetauscht werden müssen.
Werner Grosch war lange Jahre leitender Redakteur einer Tageszeitung mit den Schwerpunkten Politik und Wirtschaft. Für aktiv schreibt er Reportagen aus Unternehmen der Metall- und Elektrobranche und porträtiert Mitarbeiter aus diesen Branchen mit ihren ungewöhnlichen Fähigkeiten oder Hobbys. Privat und beruflich ist er am liebsten mit dem Rad unterwegs.
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