Köln. Steigende Preise bereiten Bürgern und Betrieben Sorge. Über die hohe Inflation sprach aktiv mit Markus Demary, Experte für Geldpolitik und Finanzmarktökonomik am Institut der deutschen Wirtschaft. Er ist überzeugt: Die starken Preissprünge sind nächstes Jahr passé.

Was treibt die Preise zurzeit so stark in die Höhe?

Da kommen verschiedene Faktoren zusammen. So war der Ölpreis durch Corona zunächst in den Keller gegangen, weil viel weniger verbraucht wurde. Jetzt wird plötzlich wieder viel mehr nachgefragt, aber die Fördermengen haben sich noch nicht normalisiert. Auch das Konjunkturpaket in den USA hat die Nachfrage nach Rohstoffen und Vorprodukten auf den Weltmärkten so stark angekurbelt, dass sie nicht sofort gedeckt werden kann. Viele Güter stecken zudem noch in Containerstaus in den Häfen fest. In Deutschland kommt außerdem noch ein Sondereffekt dazu: Der 2020 zeitweise abgesenkte Mehrwertsteuersatz wird dieses Jahr wieder voll berechnet. Wir dürfen also nicht vergessen: Die Preisanstiege starteten von einem besonders niedrigen Niveau.

Experten rechnen für 2022 mit einer Teuerung zwischen 1,5 und 2,5 Prozent, also einer ziemlich normalen Inflation. Ist das nicht zu optimistisch?

Ich denke nicht. Denn der Hauptgrund für die Preissteigerungen sind die Lieferengpässe. Wie eben beschrieben, entstehen diese aus der einerseits hohen Nachfrage der Wirtschaft, die sich nach dem Corona-Einbruch erholt, und dem zu geringen Angebot auf der anderen Seite. Diese Rückwirkungen sind aber vorübergehend. Nach und nach werden sie verschwinden, wenn Angebot und Nachfrage wieder in Balance kommen.

Zunächst kommt aber wohl ein teurerer Winter mit hohen Energiepreisen auf uns zu. Was kann die Politik hier tun?

Dieser Winter kann in der Tat teuer werden. Haushalte mit wenig Geld sollten entlastet werden, etwa über die Steuersätze oder eine Ausgleichszahlung. Die EEG-Umlage zu senken, ist ein erster wichtiger Schritt. Sie könnte auch komplett abgeschafft werden. Denn diese Umlage zur Förderung von Ökostrom verteuert den Strom ganz erheblich. Außerdem könnte die Stromsteuer gesenkt werden.

Wenn Energie so teuer ist, brauchen wir dann nicht auch höhere Löhne?

Das wäre insofern unlogisch, als die Betriebe ja selbst auch die höheren Energiekosten stemmen müssen. Außerdem befindet sich die Industrie in einem Transformationsprozess, und die Unternehmen müssen in den kommenden Jahren gehörig investieren. Diese Investitionen tragen letztlich auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen bei. Dafür brauchen die Unternehmen aber finanzielle Spielräume.

Ursula Wirtz
aktiv-Redakteurin

Als Mitglied der Stuttgarter aktiv-Redaktion berichtet Ursula Wirtz aus den Metall- und Elektrounternehmen in Baden-Württemberg sowie über Konjunktur- und Ratgeberthemen. Sie studierte Romanistik und Wirtschaftswissenschaften. Später stieg sie bei einem Fachzeitschriftenverlag für Haustechnik und Metall am Bau in den Journalismus ein. Neben dem Wirtschaftswachstum beobachtet sie am liebsten das Pflanzenwachstum in ihrem Garten.

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