Spelle. Eine Szene wie aus einem Thriller – und doch sehr real. Von hinten fährt ein Kombi an einen Lkw heran. Bei Tempo 100 klettert ein Mann aus dem Verfolgerfahrzeug auf die Motorhaube, öffnet von dort mit einer Flex die Lkw-Hecktür, springt rüber und lädt aus. Entweder direkt in den Kombi oder auch in den Straßengraben, wo die Beute später aufgesammelt wird.
Mit dieser lebensgefährlichen Masche gehen Kriminelle auf „Truck Robbery“, wie die Polizei es nennt. Und so rollen Lkws ohne Fracht ins Ziel, deren Fahrer bemerken es oftmals erst am Ziel.
Maximilian Birle kennt das Thema genau. Der 36-Jährige hat im Fahrzeugwerk Krone kürzlich die Leitung der Abteilung „Vertrieb & Service Telematics und digitale Dienstleistungen“ übernommen.
Der Fahrer muss den Code innerhalb von nur 30 Sekunden eingeben
„Sicherheit in der Logistik wird immer wichtiger“, sagt er beim Video-Gespräch mit aktiv: „Wir haben ein Tür-Sicherheitssystem entwickelt, das aus elektrisch angetriebenen Türverschlüssen besteht. Und mit massiven Dornen schaffen wir zusätzlich Sicherheit am Fahrzeug.“
Mindestens ebenso wichtig wie die Hardware ist die damit kombinierte Telematik, so Birle: „Die Türen lassen sich nur öffnen, wenn Fahrer und Disponent in Kontakt stehen.“ Der Fahrer meldet dem Disponenten, dass er beim Kunden angekommen ist. Und der Disponent überprüft anhand der Geodaten, ob es die richtige Position ist.
„Der Fahrer gibt dann innerhalb von 30 Sekunden einen Code ein und muss binnen 30 Sekunden die Tür öffnen“, sagt Birle. Gelingt das nicht, muss das komplette Prozedere wiederholt werden. Und was ist im Funkloch? „Dann greift ein einmaliger Mastercode, den der Fahrer nur auf Kontakt vom Disponenten erfährt, sobald die Telematik wieder Funkkontakt hat.“ Doch es geht noch eine Nummer sicherer: Auf Wunsch können auch einige Hundert Meter Kabel in Aufliegerwänden eingeschäumt werden. Wenn Langfinger diese durchtrennen, ertönt ein Alarm bei der Polizei. Birle kurz: „Wir bauen Fort Knox auf Rädern.“
Teamgeist bei Krone gibt Kraft und Sicherheit
Er sieht es als großen Vorteil an, dass Krone auf zwei Beinen steht – Landmaschinen und Lkw-Auflieger. Beide Bereiche profitieren voneinander. Beispiel: Die mächtigen Krone-Häcksler werden bei der Feldarbeit von bis zu 20 Satelliten gesteuert. Diese Erfahrung im Umgang mit Geodaten kommt auch bei den Lkw-Aufliegern zum Tragen. Birle: „Unsere Kunden, die Spediteure, können ihre Fahrzeuge so auf 20 Zentimeter genau orten.“
Dem gebürtigen Bayern ist das Emsland längst zur Heimat geworden. Als der Agrar-Ingenieur vor zehn Jahren bei Krone begonnen hat, reizte ihn vor allem die Kultur des Familienunternehmens. In der schwierigen Corona-Zeit fühlt er den besonderen Geist innerhalb der Krone-Belegschaft. „Das gibt Kraft und Sicherheit.“
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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