Hildesheim. Cathrin, Adil und Markus begegnet man in und um Hildesheim derzeit gefühlt überall: im Baumarkt, auf Parkplätzen und in Einkaufspassagen, an Lagerhallen, auf Plakatwänden – und natürlich auf Social Media. Die drei und weitere Beschäftigte von Howmet Fastening Systems haben sich für eine Kampagne ihres Arbeitgebers fotografieren lassen. Das Ziel: neue Kollegen gewinnen! Denn auch dieses Unternehmen sucht händeringend zusätzliche gute Mitarbeiter.
Der Betrieb konkurriert bei Fachkräften mit namhaften Autoherstellern
Und es hat offenbar Erfolg: Innerhalb weniger Monate konnte Howmet 28 Fachkräfte einstellen. Inzwischen ist die Belegschaft wieder auf rund 200 Beschäftigte gewachsen. Und das, obwohl der Wettbewerb um Fachkräfte in der Domstadt besonders hart ist.
„Wir haben unsere Beschäftigten zu Botschaftern gemacht.“
Christine Eikermann, Assistentin der Geschäftsführung
Zudem hat das hoch spezialisierte Tochterunternehmen des Konzerns Howmet Aerospace schwere Zeiten hinter sich: Die Hildesheimer produzieren hochfeste Verbindungselemente für die Luft- und Raumfahrt-Industrie. Schrauben aus Titan, die ein geringes Gewicht haben und gleichzeitig sehr stabil sind, sodass sie ein Flugzeug auch bei extremen Belastungen fest zusammenhalten. Weil Corona dem Hauptkunden Airbus (wie allen Flugzeugherstellern) schwer zu schaffen machte, erlebte Howmet in den Jahren 2020 und 2021 einen beispiellosen Einbruch bei Umsatz und Produktion. Inzwischen sind die Auftragszahlen wieder gestiegen – und das Unternehmen braucht dringend zusätzliche Leute.
„Unsere Region hat viele Betriebe aus der Metall- und Elektro-Industrie. Wir konkurrieren hier auch mit namhaften Autozulieferern“, sagt Christine Eikermann. Die Assistentin der Geschäftsführung hat zusammen mit Fertigungsleiter Fabian Lindberg und einem kleinen Team aus dem Management die erfolgreiche Recruiting-Kampagne konzipiert. „Die leitenden Fragen für uns waren: Wer sind wir? Was macht uns aus? Wo liegen unsere Stärken?“
Anzeigen für digitale Displays, Zeitungen und Social Media
Fazit, so Eikermann: „Gemeinsam sind wir zu dem Ergebnis gekommen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die stärksten Werbeträger für uns sind. Wir haben also unsere Beschäftigten zu Botschaftern gemacht.“ Deshalb wurden für die Fotos nicht Models, sondern Frauen und Männer aus der eigenen Belegschaft gesucht. Ein Fotograf porträtierte sie am Arbeitsplatz – an der Maschine, in der Qualitätssicherung oder im Labor.
Ein Kommunikationsdesigner setzte die Bilder grafisch und textlich in Szene. Örtliche Dienstleister kümmerten sich schließlich um die Verbreitung der Plakate, Anzeigen und Flyer auf elektronischen Displays, in Einkaufspassagen oder Supermärkten und in Printmedien. „Besonders stark lief die Kampagne auch auf verschiedenen Social-Media-Kanälen“, berichtet Eikermann.
Die Kampagne zeige nach draußen, was dem Management-Team im Betrieb ganz wichtig sei: ein starkes Wir-Gefühl! Wann immer möglich, suchten Führungskräfte und Mitarbeiter deshalb den Kontakt, auch abseits der Arbeitszeit. Dabei gehe es nicht um große Events, Firmenkultur werde am Standort pragmatisch gelebt. Im November etwa stellten sich die Manager hinter den Grill und servierten Bratwürste für die Belegschaft. Am Nikolaustag standen sie dann früher auf und überraschten die Frühschicht mit kleinen Geschenken.
Wir-Gefühl, offene Kommunikation – dazu passt der große Stellenwert der Weiterbildung. So war Howmet einer der ersten Betriebe, die ihre Mitarbeiter durch interne Schulungen auf den digitalen Wandel vorbereiteten.
Um den 28 neuen Kollegen die Eingewöhnung zu erleichtern, fand übrigens ein dreitägiger Onboarding-Prozess statt. Denn, so Eikermann: „Jede und jeder Neue soll so schnell wie möglich Mitglied des Howmet-Teams werden.“
Fachkräftesuche: So hilft der Verband
Bei der Suche nach Fachkräften unterstützt der Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall seine Mitgliedsfirmen: Über die Agentur X4B, ein Tochterunternehmen des Verbands, können potenzielle Bewerber auf Social-Media-Plattformen angesprochen werden. „Zunächst legen wir mit dem Betrieb die Suchkriterien fest“, erklärt X4B-Geschäftsführer Markus Humpert.
Dann wird mit breit angelegten Kampagnen auf den gängigen Kanälen gesucht. Mögliche Kandidaten werden zunächst direkt vom X4B-Team kontaktiert. Ein Algorithmus gleicht ihre Daten mit den Wünschen der Firma ab: Wenn alles gut passt, erhält das Unternehmen die Profile der Bewerber.
Mehr Infos: x4b.de.
Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.
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