Kempten. Susanne Sommer, Personalleiterin der Kemptener Maschinenfabrik (KMF), strahlt übers ganze Gesicht: „Endlich wieder Azubis im Betrieb!“ Nach mehrjähriger Pause hat der Betrieb im Allgäu im Herbst sechs junge Männer eingestellt, die nun eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker machen – in einem ganz besonderen Modell.
Sommer holte dazu das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) mit ins Boot. Dort ist vorhanden, was bisher in der mittelständischen Firma mit knapp 200 Mitarbeitern fehlte: eigene Ausbilder sowie ausreichend Platz, Zeit und Maschinen zum Üben.
Der Nachwuchs ist im Unternehmen hochwillkommen, der Fachbetrieb will wachsen. Hauptprodukt sind Hydraulikzylinder für Bau- und Landmaschinen, die Nachfrage ist hoch. Zudem steht ein Generationswechsel bevor. Gehen Mitarbeiter in Rente, muss zuvor jemand die Jüngeren fit machen für den Job.
Ein Industriemeister vom Bildungswerk betreut die jungen Leute
Dabei hilft das bbw. Das Projekt mit dem Metallbetrieb ist bayernweit das erste seiner Art. Im Ausbildungszentrum Kempten wurde eigens dafür ein Raum eingerichtet. Werkbänke, Bohrmaschinen und allerhand Werkzeug zum Bearbeiten von Metall, alles ist da. Auch eine große CNC-Maschine.
Christos Stathoulopoulos ist Industriemeister und Ausbilder im Bildungswerk. Er unterrichtet seit fast 20 Jahren, kennt den Prüfungsstoff und die Anforderungen im Job. In einem mehrwöchigen Einführungsblock vermittelte er den Azubis der KMF zunächst Grundkenntnisse im Umgang mit Metall wie Drehen, Fräsen und Feilen. Seither geht es im Wechsel hin und her zwischen der externen Lehrwerkstatt, Berufsschule und Fertigung im Betrieb.
Kilian Dorn (21) kommt gut damit zurecht, dass er an mehreren Orten auf den Beruf vorbereitet wird. „Winkel auf Maß bringen, den Körner ansetzen, das haben wir in der Lehrwerkstatt gelernt“, sagt er. Anschließend habe man alles im Werk ausprobiert. „Wenn mal was nicht klappt, ist dort immer jemand, der hilft.“ Er sei damit einen Tick besser dran als Azubis aus herkömmlichen Lehrbetrieben, findet Dorn. „Denn die haben meist nur einen Ansprechpartner.“
Nächste Etappe ist für alle sechs die Zwischenprüfung. Mohammad Alkhallawei (22) fühlt sich darauf gut vorbereitet. „Unser Ausbilder gibt auch mal Nachhilfe und hilft uns in schwierigen Fachfragen auf die Sprünge.“
Auch Personalleiterin Sommer ist zufrieden mit dem Projekt. Im Herbst will sie weitere Auszubildende an Bord nehmen.
Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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