Der Wärmeschrumpfschlauch ist eine tolle Sache. Genau das richtige Hilfsmittel, um Kabelverbindungen zu isolieren und zu schützen. Sicher in der Anwendung, einfach in der Handhabung. So weit die Theorie.

In der Praxis jedoch lauern einige Fallstricke. Und genau darum soll es in der heutigen Schulung gehen, zu der die HellermannTyton Academy in Tornesch zehn Kollegen aus dem Vertriebsinnendienst des Unternehmens eingeladen hat.

HellermannTyton ist nicht irgendein Unternehmen – die schleswig-holsteinische Firma gilt als Weltmarktführer in ihrem Bereich. Sie ist vor allem für ihre Kabelbinder bekannt und fertigt Produkte zum Bündeln, Verarbeiten, Verbinden, Befestigen, Isolieren, Schützen und Kennzeichnen von Kabeln und Leitungen. Das Angebot ist im Lauf der Zeit auf Tausende von Produktvarianten gewachsen, und jeden Monat werden es mehr.

Bevor es losgeht, gibt es eine Sicherheitseinweisung

„Genau das ist einer der Gründe, warum wir die HellermannTyton Academy gegründet haben“, sagt Jutta Eckhardt. Sie ist Managerin der Einrichtung und europaweit für das Programm verantwortlich. „Aus Information wird Wissen. Und Wissen bedeutet, die Produkte wirklich zu begreifen. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch die Anwender profitieren von der sinnvollen Verknüpfung von Theorie und Praxis.“

Ihr Kollege Lukas Haase, europäischer Projektmanager für isolierende Produkte, ist ein erfahrener Trainer. Er hat schon alles für die heutige Veranstaltung vorbereitet. Wie es sich für eine praktische Übung gehört, liegen auf den Tischen diverse Utensilien bereit. Haase hat nicht nur Kabel und Schrumpfschläuche mitgebracht, sondern auch Heißluftpistolen, Schutzhandschuhe und einige Kleinwerkzeuge.

Academy-Veranstaltungen an allen Standorten der Firma

Nachdem die Kollegen ihre Plätze eingenommen haben, gibt es eine Sicherheitseinweisung. „Muss sein“, sagt Haase, „schließlich können die Heißluftpistolen Temperaturen von bis zu 650 Grad Celsius entwickeln. Wer da nicht aufpasst, kann sich üble Verbrennungen zuziehen.“

Einige Teilnehmer nicken, sie haben schon mehrere Academy-Trainings absolviert. Routiniert streifen sie die Handschuhe über und greifen nach einem Schrumpfschlauch mit Innenkleber. Haase erklärt, wie die Kabel vorbereitet werden müssen, damit die Verbindung wirklich hält. Er kennt jedes der Produkte bis in Details und oft auch ihre Vorgeschichte, denn viele wurden auf Basis von Kundenanforderungen weiterentwickelt.

Während die Teilnehmer mit der Pistole hantieren und den Schlauch auf die Kabel schrumpfen, umkreist Haase den Tisch und schaut jedem über die Schulter. Die Stimmung ist gelöst, die meisten Teilnehmer kennen sich seit Jahren, denn wer einmal bei HellermannTyton gelandet ist, bleibt meist auch hier.

Für die Kunden draußen ist das ein großer Vorteil. Sie haben – anders als sonst oft üblich – nicht ständig wechselnde Ansprechpartner an der Strippe, wenn es um Fragen oder Bestellungen geht.

Haase weiß, wie wichtig dieser Faktor ist. „Wenn Kunden anrufen, erwarten sie zu Recht kompentente Beratung und Hilfe“, sagt er. „Am besten von einem Mitarbeiter, der mit dem jeweiligen Produkt bestens vertraut ist und es auch schon mal in der Hand hatte. Genau dafür gibt es die Academy. Und nicht nur hier in Tornesch, sondern auch an allen anderen Standorten unseres Unternehmens weltweit.“

Die ersten Schläuche sind nun aufgeschrumpt, es ist Zeit für eine kleine Multimedia-Einheit. Haase zeigt ein Video mit zwei scheinbar gleichen Schrumpfschläuchen, die mit Heißluft traktiert werden. Nach kurzer Zeit ist der eine von beiden durchgeschmort, während der andere der Hitze wacker standhält.

Im direkten Vergleich zeigt sich die Qualität der Produkte

„Alle mal raten“, sagt Haase und grinst. „Welcher der zwei Schläuche stammt wohl aus unserem Unternehmen?“ Der Gag kommt an, das Publikum ist amüsiert, und während das Video weiterläuft, starren alle gebannt auf den zerfließenden Schlauch, der schon Blasen wirft und seine Funktion definitv nicht mehr erfüllen kann.

„Kein Fake“, versichert Haase. „Es handelt sich um ein handelsübliches Produkt aus dem Bestand eines anderen Herstellers. Wie der Test zeigt, gibt es durchaus qualitative Unterschiede.“

Seine Kollegin Jutta Eckhardt nickt. Sie weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass die wahre Qualität von Produkten sich meist erst im praktischen Umgang zeigt.

Eckhardt: „Es sind in der Regel die kleinen Details, die den Unterschied machen. Daher fördern wir aktiv das Know-how aller Mitarbeiter in ihren Regionen und ermöglichen zugleich die Weitergabe und den Ausbau von Fachwissen. Letztlich geht es um strukturiertes Wissensmanagement.“

Am Ende steht der Härtetest – die Zerstörung der Verbindung

Haase hat derweil den destruktiven Teil der Veranstaltung eröffnet: Die Mitarbeiter sollen nun einige Schläuche entfernen, die sie zuvor aufgeschrumpft hatten. Die Kollegen greifen entschlossen zur Zange und beginnen ihr Zerstörungswerk, aber das ist gar nicht so einfach. Die Schläuche sitzen bombenfest.

Der Trainer grinst, er kennt das schon. „Das ist der Härtetest“, sagt er. „Wenn Sie es nicht schaffen, die Verbindung zu lösen, dann schaffen die normalen Verschleißkräfte es vermutlich auch nicht.“

Die Teilnehmer mühen sich redlich, aber zwei geben schließlich auf. Der Schlauch lässt sich nicht abziehen, auch mit Gewalt nicht. Der Trainer ist zufrieden. „So sollte es sein“, sagt er. „Vielen Dank und schönen Tag noch.“

Begegnung mit …

Petra Frühling: Seit 40 Jahren an Bord!

Als Petra Frühling im Herbst 1978 ihre Lehre begann, saß die Bundesregierung noch im beschaulichen Bonn und ihr Ausbildungsbetrieb in Pinneberg. Als der Firmensitz dann nach Tornesch verlegt wurde, zog die gelernte Bürokauffrau mit um, und heute arbeitet sie immer noch dort.

„Stimmt, 40 Jahre sind eine lange Zeit“, sagt sie und lacht, „aber wenn man Spaß am Job hat, merkt man gar nicht, wie die Jahre vergehen.“

Früher Fußball, heute Fahrrad und Fitnessstudio

Die 56-Jährige, die in Baden-­Württemberg geboren wurde und seit ihrem zwölften Lebensjahr im Norden lebt, wechselte nach der Lehre in den Vertrieb und betreut vor allem Kunden aus ihrer alten Heimat. „Die freuen sich immer, wenn sie jemanden aus ihrem Sprengel an der Strippe haben“, erzählt sie. Nach Feierabend trifft sie sich gern mit Freunden und ist sportlich aktiv. Früher war sie passionierte Fußballerin, aber heute ist sie meist auf dem Rad oder im Fitnessstudio unterwegs.

Mein Job

Wie kamen Sie zu Ihrem Job?

Mein Vater fand, Frauen bräuchten eigentlich kein Studium. Daher habe ich mir mit 16 Jahren eine Lehrstelle gesucht und landete bei HellermannTyton.

Was gefällt Ihnen besonders?

Ich hatte schon immer ein Faible für alles, was mit Verkaufen zu tun hat, und kann das im Job optimal einbringen. Außerdem haben wir hier ein tolles Team.

Worauf kommt es an?

Man sollte vor allem Einfühlungsvermögen mitbringen, denn jeder Kunde ist anders.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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