Die Abwrackprämie läuft gut – aber auch diese Medaille hat zwei Seiten
Deutschlands Schrott- und Autohändler reiben sich die Hände: Die staatliche Abwrackprämie, rund zwei Millionen Mal 2.500 Euro, ist ein Renner. Der Staat pumpt Steuergeld in einen Wirtschaftszweig, und andere schauen in die Röhre. Die Wucht der Absatzkrise gerade bei Autos, die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Auto-Industrie – ist das genug Rechtfertigung für eine solche Extratour?
Die Prämie hilft der Branche vor allem dabei, alte Probleme weiter zu vertagen:
- Zum einen in dem schlichten Sinne, dass in der Folge, wohl über die nächsten drei Jahre verteilt, massenhaft Auto-Käufe ausfallen dürften.
- Zum anderen wird jetzt ein ungesundes Geschäftsmodell sozusagen staatlich getoppt, das sich schon lange vor der aktuellen Krise ausgebreitet hatte: die Absatzförderung mit Hilfe von Traumrabatten und traumhaft günstigen Auto-Krediten. Die Absatzzahlen, die jetzt durch die Abwrackprämie „stabilisiert“ werden sollen, waren mit billigem Geld aufgebläht. Die Finanzblase, die jetzt geplatzt ist, hat eben auch eine „Autoblase“ erzeugt.
Es gibt Autos, die auch nach neun Jahren mehr als 2.500 Euro wert sind. Dafür kommen vor allem Modelle von vier deutschen Herstellern in Betracht. Für deren etwas besser betuchte Kundschaft ist die Prämie nicht in erster Linie gedacht – ist sie doch ein sozialdemokratischer Beitrag zum Lorbeerkranz der Großen Koalition. Fragt sich bloß: Geht es hier um „soziale Gerechtigkeit“ oder um Arbeitsplätze? Und ist Beschäftigung in Zuffenhausen weniger wert als in Wolfsburg?
Übrigens haben auch Massen-Autos, wenn sie neun und mehr Jahre alt sind, einen Wiederverkaufswert. Dies dürfte die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Veranstaltung, die offiziell mit 5 Milliarden Euro angegeben wird, um mindestens 2 Milliarden erhöhen. Statt diesen Wert etwa im Export zu realisieren, leisten wir uns auch noch ein staatliches Wachbataillon, welches für „gute Abwrackordnung“ sorgt. Weil ja sonst so mancher Schrotthändler die Ganzverwertung Richtung Osteuropa (gern auch ohne Kfz-Schein) angemessener finden könnte.
Die Selbstheilungskräfte des Marktes beruhen im Kern darauf, dass gerade auch in der Not jeder das Beste aus seiner Lage zu machen sucht. Für die Kfz-Branche heißt das nun leider zurückstecken. Dass uns der Staat mit ein bisschen Geld diesen Prozess ersparen könnte, ist eine Schrott-Idee.