Wir fahren mit Verkehrsmitteln, die es vor gut 200 Jahren noch nicht gab. 1817 erfand Drais das Laufrad, der Urahn des Fahrrads. Trevithick konstruierte die erste Lok, Daimler und Benz bauten das erste Auto. Gehen Sie hier auf Zeitreise.

Als 1835 in Deutschland der erste Zug durch die Gegend dampfte, fürchteten Skeptiker, der Qualm der Lok würde die Fahrgäste vergiften. „Teufelsding“, ätzten viele Landsleute. Doch die Eisenbahn setzte sich am Ende durch – wie viele andere Innovationen im Verkehr. Allerdings blieben einige Erfindungen auf der Strecke, so genial sie auch erschienen.

16 Meilensteine der Mobilität, die die Menschheit mächtig vorangebracht haben, zeigen wir Ihnen im Folgenden.

1707: Dampfschiff

Es markierte einen Wendepunkt in der Schifffahrt: 1707 erdachte der französische Mathematiker und Physiker Denis Papin das erste Dampfschiff. Papin wollte mit seinem neuartigen Schaufelradboot von Kassel aus über die Flüsse Fulda und Weser sowie über die Nordsee nach England gelangen.

Allerdings kam er nicht weit: Schon in Münden wurde er von der öffentlichen Schiffergilde an der Weiterfahrt gehindert und das Boot an Land gezogen. Dort wurde es von aufgebrachten Schiffern zerstört. Das erste voll funktionsfähige Dampfschiff entwickelte der Franzose Claude François Jouffroy d’Abbans 1783.

1804: Eisenbahn

Kutschen waren Anfang des 19. Jahrhunderts die einzigen Verkehrsmittel an Land. Doch das sollte sich bald ändern, dank dem Briten Richard Trevithick: Er konstruierte 1804 die weltweit erste Dampflok. Das Gefährt war zwar funktionstauglich, doch für die gusseisernen Schienen zu schwer, sodass diese brachen.

1829 war es dann endlich so weit: Auf der Insel wurde die erste Eisenbahnstrecke der Welt eröffnet, darauf dampfte die „Rocket“ von George Stephenson. 1835 folgte die Eröffnung der ersten Bahnlinie Deutschlands, zwischen Nürnberg und Fürth. Das neue Verkehrsmittel galt anfangs als Teufelsding, es würde zu Unwohlsein führen und die Fahrgäste vergiften. Doch die Skepsis schlug bald in Begeisterung um.

1817: Fahrrad

Es bewegt heute Milliarden Menschen weltweit – und gehört zu den genialsten Erfindungen überhaupt: das Fahrrad. 1817, also vor mehr als 200 Jahren, konstruierte Karl Freiherr von Drais ein hölzernes Laufrad, der Urahn des Bikes. Das erste Rad hatte weder Federung noch eine Tretkurbel.

Um in Fahrt zu kommen, stieß sich Drais mit den Beinen vom Boden ab. Das Gefährt war ziemlich wackelig, und man konnte damit gerade mal 15 Stundenkilometer erreichen. Das erste Fahrrad mit Tretkurbel wurde übrigens von dem Franzosen Pierre Michaux 1861 erfunden.

1821: Einschienenbahn

Sie ist das Wahrzeichen Wuppertals – und die wohl bekannteste Einschienenbahn der Welt: die Schwebebahn, die sich seit dem Jahr 1901 durch die Stadt und über die Wupper schlängelt. Der Urahn dieses Verkehrsmittels ist noch viel älter: 1821 baute der britische Ingenieur Henry Robinson Palmer die weltweit erste Einschienenbahn.

Das von Pferden gezogene Vehikel fuhr in der südenglischen Stadt Cheshunt und transportierte Ziegel. Wie bei der Schwebebahn liefen auch die Züge der Briten unterhalb einer Ständerkonstruktion, sodass sie den Boden nicht berührten.

1879: Elektrolokomotive

Sie war einer der Stars der Berliner Gewerbeausstellung im Jahr 1879: die erste elektrische Lokomotive der Welt des deutschen Erfinders Werner von Siemens. Mit einer Geschwindigkeit von sieben Stundenkilometern zog die zweiachsige Lok drei kleine Wagen mit je sechs Sitzplätzen über einen 300 Meter langen Rundkurs.

Der Erfolg elektrisierte – Werner von Siemens schildert in einem Brief an seinen Bruder Carl die Resonanz auf diese Attraktion: „Unsere electrische Eisenbahn […] macht jetzt hier viel Spectakel. Sie geht in der That über Erwartung gut.“ Was so niedlich daherzuckelte, bedeutete der Anfang vom Ende der Dampfloks. 1977 wurde in Westdeutschland die letzte aufs Abstellgleis geschoben.

1881: Straßenbahn

Kutschen und stinkende Pferdeäpfel sollten bald aus dem Stadtbild verschwinden: 1881 nahm die erste Straßenbahn der Welt ihren Betrieb auf, im Ort Lichterfelde, der heute zu Berlin gehört. Die Erfindung von Werner von Siemens erreichte eine Geschwindigkeit von etwa 20 Stundenkilometern.

Anfangs wurden die Bahnen nicht über eine Oberleitung, sondern über die beiden Schienen mit Strom versorgt. Aber erst nachdem der Siemens-Ingenieur Walter Reichel 1889 den Stromabnehmer einsatzreif gemacht hatte, setzte sich der Elektroantrieb bei Bahnen durch.

1885: Automobil

1885 erfand Carl Friedrich Benz ein ganz neues Verkehrsmittel: das Automobil. Im Gegensatz zu den heutigen Autos hatte der Wagen nur drei Räder. Ein Jahr später rollte der Tüftler Gottlieb Daimler den weltweit ersten vierrädrigen Kraftwagen auf die Straße.

Populär wurde die Innovation aber erst durch eine mutige Spritztour, die Bertha Benz 1888 gemeinsam mit ihren Söhnen Eugen und Richard von Mannheim nach Pforzheim unternahm. Sie steuerte das Automobil ihres Mannes – und bewies so der ganzen Welt, dass die Zukunft dem „Pferdelosen Wagen“ gehört.

1885: Motorrad

Ziemlich gewöhnungsbedürftig war die seltsame Konstruktion: eine Art Fahrrad mit Stützrädern, Zahnradantrieb, Tank – und einem 60 Kilo schweren Benzinmotor. Es war das erste Motorrad der Welt. Ersonnen hatten es die deutschen Automobilpioniere Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1885.

Das neue Verkehrsmittel, Reitwagen genannt, taugte nicht für einen heißen Ritt. Gerade mal ein halbes PS sorgten – na ja – für den Vorwärtsdrang. Höchstgeschwindigkeit: 12 Kilometer pro Stunde.

1891: Flugzeug

Fliegen ist ein alter Menschheitstraum. Und 1891 gelang es dem deutschen Luftfahrtpionier Otto Lilienthal erstmals, sich mit einem selbst gebauten Gleitflugzeug in die Luft zu erheben. Gerade mal 25 Meter weit waren die ersten Hopser, die Lilienthal mit diesem weltweit ersten flugtauglichen Apparat schaffte.

Das Gerät bestand lediglich aus einem Holzrahmen, der mit Baumwollstoff bespannt war. Am 9. August 1896 kam es bei den Versuchsflügen zu einem schweren Unfall: Lilienthal stürzte aus 15 Metern Höhe mit seinem Hängegleiter ab und starb einen Tag später.

1895: Omnibus

Der Kraftwagen war gerade erst sieben Jahre zuvor erfunden worden, und er verkaufte sich nur schleppend: Da suchte Carl Benz nach neuen Ideen, um das Kraftfahrzeug in der Öffentlichkeit populärer zu machen, und erfand den Omnibus.

Am 18. März 1895 nahm der erste Bus der Welt im Siegerland (Nordrhein-Westfalen) den Betrieb auf. Das Fahrzeug bot inklusive Chauffeur acht Personen Platz. Angetrieben wurde es von einem Einzylindermotor im Heck, der fünf PS leistete.

1896: Lastkraftwagen

Bislang wurden die Güter per Schiff oder Bahn transportiert, doch die Erfindung von Gottlieb Daimler sollte das ändern. 1896 entwickelte er den ersten Lastwagen der Welt. Das Gefährt mit Benzinmotor konnte immerhin Frachten von insgesamt 1,5 Tonnen transportieren. Der von Daimler „Phönix“ getaufte Lkw hatte vier PS und war bis zu 16 Stundenkilometer schnell.

Bereits zwei Jahre später brachte Daimler einen Fünf-Tonnen-Lastwagen auf die Straße – bei ihm waren Motor und Kühler dort platziert, wo sie in aller Regel auch heute noch zu finden sind: vorne.

1903: Hochgeschwindigkeitszug

So schnell war noch kein Zug: Versuchstriebwagen von AEG und Siemens erreichten auf der Teststrecke in Berlin zwischen Marienfelde und Zossen Geschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern. Und am 7. Oktober 1903 raste ein Zug zum ersten Mal mit Tempo 206,7 – Weltrekord. Die elektrischen Triebwagen zeigten, dass Hochgeschwindigkeitsverkehr keine Vision sein muss.

In den 30er Jahren richtete die Deutsche Reichsbahn einen Schnellverkehr mit Dieseltriebwagen ein, die mit bis zu Tempo 160 Berlin mit den anderen deutschen Großstädten verbanden – man nannte sie die „fliegenden Züge“. Aber erst 1965 fuhr die Deutsche Bundesbahn im Regelbetrieb mit bis zu 200 Sachen. Möglich machten das die rot-beigen Elektroloks der Braureihe 103, die bald vor fast allen TEE- und Intercity-Zügen zu sehen waren.

1934: Magnetschwebebahn

Berührungslos auf Stelzen durch die Lande rasen: die Magnetschwebebahn Transrapid schaffte es auf einer Versuchstrecke im niedersächsischen Lathen bis auf Tempo 500. Und konnte sich doch nicht als Verkehrsmittel durchsetzen. Erfinder dieser Technologie ist der deutsche Ingenieur Hermann Kemper. Die Räder einer normalen Eisenbahn, so dachte der Ingenieur, müssten sich durch Elektromagnete ersetzen lassen.

Kemper, der seine Idee 1934 zum Patent anmeldete, entwickelte ein fast luftleeres Röhrensystem, in dem – so die Theorie – eine Magnetbahn extrem hohe Geschwindigkeiten erreichen kann. Das Konzept mündete schließlich in das Projekt Transrapid, der erste Zug fuhr 1979. Immerhin gaben ihm die Chinesen eine Chance: In Schanghai verbindet eine kurze Strecke den Flughafen mit der Innenstadt. Zudem tüfteln die Japaner an ihrer eigenen Magnetbahn.

1936: Hubschrauber

Er braucht keine Start- und Landebahn: Mitte der 1930er Jahre erfand der deutsche Ingenieur Henrich Focke den Hubschrauber. Und am 26. Juni 1936 hob das „Fw-61“ genannte Fluggerät zum ersten Mal ab. Es war der erste Heli, der senkrecht starten konnte und sich einige Minuten in der Luft hielt.

Bald schaffte die Innovation aus Bremen eine Flugdauer von einer Stunde und 20 Minuten – ein neues Kapitel Luftfahrtgeschichte war aufgeschlagen.

1952: Düsenpassagierflugzeug

Sie war schick und schneller als jedes andere Passagierflugzeug: Mit der Inbetriebnahme der „Comet“ des britischen Flugzeugbauers De Havilland begann 1952 das Zeitalter der Düsen-Jets in der zivilen Luftfahrt. Doch die Freude währte nicht lange. Die verbauten Werkstoffe waren den hohen Belastungen nicht gewachsen und es kam zu mehreren Abstürzen.

Trotzdem war der Siegeszug der Strahlturbinen nicht mehr aufzuhalten: Schon zwei Jahre später setzten die Sowjets ihre „Tupolew Tu-104“ erfolgreich im Liniendienst ein. Das erste Flugzeug mit Düsenantrieb überhaupt war 1939 das deutsche Versuchsflugzeug „Heinkel He 178“.

1968: Überschall-Jet

Sie läuteten ein neues Zeitalter in der zivilen Luftfahrt ein: die „Concorde“ sowie die sowjetische „Tupolew Tu-144“. Während die russische Maschine, die der Concorde verblüffend ähnlich war, schon Ende 1968 zum Jungfernflug abhob, ging die Concorde 1969 an den Start. Beide Vögel flogen mit doppelter Schallgeschwindigkeit. Der Absturz einer Concorde im Jahr 2000 bedeutete jedoch den Anfang vom Ende des britisch-französischen Prestige-Projekts. Drei Jahre später wurde der Flugbetrieb mit dem Überschalljet komplett eingestellt.

Das lag nicht nur an der Katastrophe. Die über 2.000 Stundenkilometer schnellen Maschinen waren unwirtschaftlich: zu hoher Kerosin-Verbrauch, zu wenig Sitzplätze. Heute arbeiten gleich mehre Unternehmen weltweit am Comeback der Überschall-Fliegerei.