Die Tarifrunde 2021/2022 nimmt Konturen an: Die IG Metall Küste fordert, nach anfänglichen Bedenken, nun doch volle 4 Prozent mehr Geld. Damit sollen nicht nur Lohnerhöhungen, sondern auch Bausteine zur Arbeitsplatz- und Zukunftssicherung finanziert werden.

Was soll man von dieser zwiespältigen Forderung halten? Hier eine absolut realitätsfremde Prozentforderung, dort ein sehr realitätsnaher Fokus auf den Erhalt von Arbeitsplätzen und Standorten.

Dramatische Lage im Flugzeug- und Schiffbau

Natürlich wäre es schön, wenn man beides haben könnte – mehr Geld und sichere Jobs. Doch leider hängt das eine mit dem anderen zusammen. Ein Arbeitsplatz wird eben nicht dadurch sicherer, dass er teurer wird. Und ein Standort wird auch nicht dadurch gerettet, dass alle weniger arbeiten, aber dafür mehr Geld bekommen. Es funktioniert nur umgekehrt: Je weniger Last den Betrieben aufgebürdet wird, desto schneller können sie sich auch wieder aus dem tiefen Tal herausarbeiten.

Verdränge niemand, wie massiv der Einbruch ist: In der Metall- und Elektro-Industrie ist die Produktion seit Beginn der Pandemie dreimal so stark gefallen wie in der Gesamtwirtschaft. Nur mit massenhafter Kurzarbeit können viele Firmen derzeit ihre Belegschaften halten. Und manche Betriebe, besonders in den Branchen Luftfahrt und Schiffbau, kämpfen derzeit um ihr Überleben. Sie erwarten nicht 2023, sondern frühestens 2025 wieder etwas Licht am Ende des Tunnels.

Es gibt aktuell Wichtigeres als Lohnerhöhungen

Bisher hat Kurzarbeit geholfen, die Arbeitsplätze und die Einkommen der Mitarbeiter zu stabilisieren. Doch dieses Mittel ist endlich. Deshalb verhandeln wir jetzt mit der IG Metall Küste über neue Wege, wie Jobs gesichert und Standorte zukunftsfest gemacht werden können. Das sind jedenfalls unsere Prioritäten als Arbeitgeber.

Und wenn wir richtig in die Beschäftigtenbefragung der Gewerkschaft hineinhören, haben auch deren Mitglieder bereits entschieden: Es gibt diesmal weit drängendere Probleme als mehr Lohnprozente.