Riesa. Daniel Härtel und Aykut Gidergi sind ins Gespräch vertieft. Härtel, Mitarbeiter aus der Produktionslenkung des Reifenwerks von Goodyear-Dunlop in Riesa (Sachsen), erklärt Werkleiter Gidergi ein Detail aus der aktuellen Fertigung. Sie sprechen Englisch miteinander, die Konzernsprache.

Die beiden reden auf Augenhöhe miteinander. „Das verlangt der Respekt“, sagt Gidergi, „denn jeder Mitarbeiter ist wichtig für den Erfolg des Teams.“ Basis für gute Arbeit sei ein menschliches Miteinander. Deshalb nimmt sich der 52-Jährige fast immer die Zeit, um Mitarbeitern an ihrem Arbeitsplatz einen „guten Tag“ zu wünschen. Erst dann geht er ins Büro.

365 Tage im Jahr: Die Reifenproduktion in Riesa steht niemals still

Die rund 600 Beschäftigten in Riesa produzieren Pkw-Reifen der Premium-Klasse. Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr. Einige Millionen Stück, 14 bis 19 Zoll breit. Seit 2019 sind auch die Verkaufsschlager Goodyear Eagle F1 Supersport und Asymmetric 5 dabei. Gefragt sind vor allem breite Reifen: „Diese Nachfrage ist ein globaler Trend.“

Das 1946 gegründete Werk mit seiner erfahrenen Belegschaft ist eng ins globale Geschäft des Weltkonzerns integriert: Die Pneus aus Sachsen werden vor allem in Europa verkauft, aber auch in Asien und Amerika. Und aus aller Welt kommen auch die Rohstoffe für ihre Fertigung.

Der Konzern setzt auf das Miteinander verschiedener Kulturen

Gidergi ist weltweit erfahren. Nach dem Studium begann seine Karriere zunächst in der Heimat, im Reifenwerk von Goodyear-Dunlop in Izmet nahe Istanbul. „Für mich als junger Chemieingenieur war es das große Los, denn die Reifen-Industrie hat in der Türkei einen hohen Stellenwert.“

Zunächst arbeitete er im Labor, später in der Produktion und in der Qualitätssicherung. Schließlich konnte der ehrgeizige und wissbegierige junge Mann Führungsaufgaben übernehmen.

Das gelang ihm so gut, dass Gidergi zunächst vier Jahre in China und dann drei Jahre in Indonesien Reifenfabriken von Goodyear-Dunlop leitete. Und nun steht er seit 18 Monaten an der Spitze des Werks am Standort Riesa.

Diese Mobilität, das Nutzen internationaler Erfahrung, ist nichts Ungewöhnliches im Konzern, in dem man für den Erfolg auf internationalen Austausch, das Miteinander verschiedener Kulturen, setzt und damit beste Erfahrungen macht.

Gespräche, Reporting, Meetings bestimmen Alltag

Welche Aufgaben hat ein Werkleiter? „Um die Fertigung kümmert sich der Produktionsleiter“, berichtet Gidergi beim Werkbesuch von aktiv. „Mein Part ist einerseits die Sicherheit, denn nur wenn die Beschäftigten in einem sicheren Umfeld arbeiten, macht der Job Spaß, stimmen Qualität und Quantität.“

Andererseits machen Gespräche, Reporting, Planungen und Meetings einen großen Teil von Gidergis Arbeit aus. Es geht um Koordination und Abstimmung zwischen den Standorten, Regionen und der Konzernmutter, ums „Immer-besser-Werden“.

Erfolg beginnt damit, zuhören zu können

Was wird wo in welcher Anzahl hergestellt, in welchem Werk überführt man neu entwickelte Reifen zuerst in die Produktion, an welchen Themen muss die Forschung arbeiten? „Und nicht zuletzt lernen wir voneinander, tauschen uns aus, welche Maßnahmen sich anderswo bewährt haben.“

Aykut Gidergi fühlt sich bereits wohl in der „bezaubernden“ Stadt Dresden, wo er mit seiner Ehefrau wohnt. Ebenso an seinem Arbeitsort Riesa. „Man muss zuhören, die Gepflogenheiten vor Ort kennen“, erläutert der Werkleiter seine Erfolgsformel, „erst dann ist man integriert, kann die eigenen Erfahrungen einbringen und so etwas Positives bewirken."

Ausländer packen an

Zugewanderte stärken den deutschen Arbeitsmarkt.

  • 4,5 Millionen Erwerbstätige im Alter von 20 bis 64 Jahren kamen 2017 aus dem Ausland.
  • 11,5 Prozent der Arbeitskräfte stellten sie in jenem Jahr.
  • 2,2 Millionen Berufstätige waren aus Nicht-EU-Ländern.

    Nachgefragt

    Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

    Im Reifenwerk Izmet habe ich in vielen Bereichen gearbeitet. Das war eine prima Grundlage für eine Führungsposition.

    Was reizt Sie am meisten?

    Ich mag Herausforderungen und bin wissbegierig. Andere Kulturen kennenzulernen und mich zu integrieren, nützt mir genauso wie dem Unternehmen.

    Worauf kommt es an?

    Zuhören, fragen und lernen. Nicht von oben herab bestimmen, sondern das Wissen aller Mitarbeiter einbinden und sie für die gemeinsamen Ziele motivieren.

      Werner Fricke
      Autor

      Werner Fricke kennt die niedersächsische Metall- und Elektro-Industrie aus dem Effeff. Denn nach seiner Tätigkeit als Journalist in Hannover wechselte er als Leiter der Geschäftsstelle zum Arbeitgeberverband NiedersachsenMetall. So schreibt er für aktiv über norddeutsche Betriebe und deren Mitarbeiter. Als Fan von Hannover 96 erlebt er in seiner Freizeit Höhen und Tiefen.

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