Auf den ersten Blick ist die Firma Feldmann in Neumünster ein ganz normaler Betrieb der norddeutschen Metall- und Elektro-Industrie. Doch schon bei einem kurzen Gang durch die Hallen des Mittelständlers fällt auf: Es fehlt etwas. Nirgendwo hängen die großen Papierbögen mit technischen Zeichnungen, die man aus anderen M+E-Firmen kennt. Stattdessen stehen überall große Flachbildmonitore, auf denen farbige 3-D-Modelle zu sehen sind.

„Stimmt“, sagt Michael Feldmann, der den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Bruder Jörg leitet, „bei uns läuft fast alles ohne Papier. Auch im Büro. Wir haben mit der Digitalisierung schon kurz nach der Jahrtausendwende begonnen, als das für viele Firmen noch wie Science-Fiction klang.“

Enge Verbindung zu den Kunden

Die beiden Brüder sind seit 1994 an Bord, aber gegründet wurde das Unternehmen, das offiziell „Wilhelm Feldmann Druckluft Hydraulik GmbH & Co. KG“ heißt, bereits 1980 durch den Vater. Jörg Feldmann: „In den 40 Jahren seit der Gründung hat sich unser Betrieb als Sonderanlagenbauer und Anbieter von anspruchsvollen Lösungen für die Industrie etabliert, der zunehmend international tätig ist. Unsere Spezialität sind Aufgaben rund um das Fügen, Handhaben, Montieren und Prüfen von Baugruppen in der industriellen Produktion.“

Was das konkret heißt, lässt sich in der direkten Nachbarschaft von Feldmann besichtigen, wo das Unternehmen Danfoss Power Solutions seinen Sitz hat. Die Firma gehört zum Danfoss-Konzern und ist weltweit führend im Bereich innovativer Mobilhydraulik. Die Antriebs-, Arbeits- und Steuerungssysteme von Danfoss werden in Flurförderzeugen, mobilen Landwirtschaftsmaschinen und im Straßenbau eingesetzt.

Selbst in China wird mit Feldmann-Anlagen gearbeitet

Zu verdanken ist dieser Erfolg nicht zuletzt der Firma Feldmann, die seit vielen Jahren mit Danfoss zusammenarbeitet. Michael Feldmann: „Wir sind gemeinsam gewachsen und haben für Danfoss zahlreiche Handhabungssysteme und Prüfstände gebaut. Und das nicht nur für den hiesigen Standort, sondern auch für viele Danfoss-Werke im Ausland, unter anderem in China.“

Die Firma Feldmann ist gemeinsam mit ihren Kunden gewachsen und erfolgreich geworden

Die Montagelinien sind ein gutes Beispiel dafür, wie vertraut die Feldmann-Spezialisten mit den Produkten ihrer Kunden sind. Sie sind so aufgebaut, dass sie den Mitarbeiter Schritt für Schritt durch die Montage führen. Farbmonitore zeigen ihm wichtige Details, LED-Lichtsignale assistieren bei der Abfolge der Handgriffe, und falls einmal versehentlich ein Schritt ausgelassen wird, weist das System sofort darauf hin.

Auf dem Weg zur Null-Fehler-Montage

Klingt einfach, ist aber oft eine echte Herausforderung, wie man beim Feldmann-Kunden Buchholz Hydraulik in Schwentinental bei Kiel sehen kann. Das Unternehmen entwickelt und fertigt hydraulische Steuerventile für Gabelstapler, Baumaschinen und andere mobile Arbeitsmaschinen.

Michael Feldmann zeigt auf einen der Ventilblöcke, die auf Laien eher unspektakulär wirken. „Von solchen Ventilen hängt einiges ab“, sagt er, „etwa beim Einsatz in Gabelstaplern. In den Steuerblöcken müssen auf kleinstem Raum etliche Bauteile für unterschiedlichste Funktionen montiert werden. Viele davon sind sicherheitsrelevant. Deshalb ist höchste Sorgfalt bei der Montage und Prüfung unerlässlich. Unsere Systeme helfen auf dem Weg zur Null-Fehler-Montage.“

Qualitätskontrolle spielt eine zentrale Rolle

Bei Buchholz kommt dazu: Das Unternehmen, das rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, hat eine hohe Fertigungstiefe und einen ebenso hohen Output – hier entstehen rund 1.000 Produkte pro Tag, bei ständig wechselnden Losgrößen. Die Qualitätskontrolle spielt daher eine zentrale Rolle.

Michael Feldmann: „Das passt zu unserer Philosophie, denn im eigenen Betrieb legen wir ähnliche Maßstäbe an, vor allem beim Personal. Viele unserer Mitarbeiter haben bei uns ihre Ausbildung gemacht. Qualifikation hat bei uns einen hohen Stellenwert, wir schicken die Kollegen regelmäßig zu Schulungen und geben ihnen die Möglichkeit, stets auf dem Laufenden bleiben.“

Das hilft übrigens auch im Umgang mit der Corona-Krise, denn dank der digitalen Kompetenz der eigenen Belegschaft war der kurzfristige Umstieg auf Homeoffice, Video-Meetings und ähnliche Instrumente kein großer Akt für Feldmann.

Clemens von Frentz
Leiter aktiv-Redaktion Nord

Der gebürtige Westfale ist seit über 35 Jahren im Medienbereich tätig. Er studierte Geschichte und Holzwirtschaft und volontierte nach dem Diplom bei der „Hamburger Morgenpost“. Danach arbeitete er unter anderem bei n-tv und „manager magazin online“. Vor dem Wechsel zu aktiv leitete er die Redaktion des Fachmagazins „Druck & Medien“. Wenn er nicht für das Magazin „aktiv im Norden“ in den fünf norddeutschen Bundesländern unterwegs ist, trainiert er für seinen dritten New-York-Marathon.

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