Berlin. Der Industrieverband BDI fordert einen deutschen Weltraumbahnhof – und hat dem Bundeswirtschaftsministerium jetzt eine 50-seitige Konzeptstudie eingereicht. Das Ministerium wird die Pläne „ernsthaft prüfen“.
„Von der Nordsee aus könnten künftig Miniraketen abheben, mit einer Nutzlast bis 1.000 Kilogramm“, erklärt Matthias Wachter, Weltraumexperte beim BDI: „Als Startrampe kämen Schiffe zum Einsatz, wie sie für das Aufstellen von Windrädern im Meer genutzt werden.“ Eine Technik, die China für seine Raumfahrt schon einsetzt.
Vorteile: Die Raketen fliegen weitab jeder Siedlung nur über Wasser. Und die Kosten sind gering. „Der Bund müsste lediglich die Anschub-Investition von 30 Millionen Euro übernehmen“, so Wachter. Der eigentliche Betrieb würde dann über Nutzungsgebühren finanziert. Bis 2022 könnte die Basis einsatzbereit sein.
Mini-Raketen sollen in der Nordsee abheben – weitab jeder Siedlung
Das Interesse der Wirtschaft sei groß: Drei Unternehmen in Deutschland bringen 2021 ihre ersten Miniraketen auf den Markt – „und die suchen einen nahen Startplatz“, weiß Wachter. Der wäre auch günstig für europäische und deutsche Satellitenbetreiber. Die müssen derzeit noch lange warten, bis ihre Fracht in den USA, Russland oder Französisch-Guayana abheben darf.
Die meisten Satelliten würden der kommerziellen Nutzung dienen – wie Telekommunikation, Erdbeobachtung oder Navi-Diensten. Die Nordsee sei ideal als Startplatz in die Umlaufbahn: „Kommerziell attraktive polare und sonnensynchrone Orbits können direkt erreicht werden.“ Vor einigen Jahren wäre der Plan noch utopisch gewesen. „Satelliten sind nicht mehr so groß wie ein Kleinwagen, sondern wie ein Schuhkarton“, so der Experte.
Daran zeigt sich: Die Raumfahrt ist Treiber für Innovationen, geht an die Grenzen des Machbaren. Was viele Menschen fasziniert. „Mit einem deutschen Startplatz wecken wir noch mehr Interesse an technischen Berufen“, sagt Wachter.