Hildesheim. Eigentlich ein normaler Arbeitstag in der Produktion des Unternehmens Arwed Löseke: Flink füllt eine Mitarbeiterin die Packen mit jeweils fünf frisch produzierten Staubsaugerbeuteln in Schachteln. Ungewöhnlich ist allerdings, dass sie dabei von Gästen beobachtet wird: Gekommen sind Berufsschullehrerinnen und -lehrer aus ganz Deutschland, die Packmitteltechnologen-Azubis unterrichten.

An diesem Tag sind die Pädagogen eingeladen, selbst wieder etwas Neues zu lernen, sich betriebliche Praxis aus erster Hand zeigen zu lassen. aktiv darf die Besucherinnen und Besucher beim Rundgang durch das niedersächsische Unternehmen mit rund 250 Beschäftigten begleiten.

Einblick in die Praxis macht den Unterricht anschaulicher

Torben Vogt, Assistent der Geschäftsführung, erklärt ausführlich, wie die Produktion beim größten konzernunabhängigen Hersteller von Staubsaugerbeuteln in Europa abläuft. „Wir fertigen im Jahr circa 100 Millionen Beutel“, sagt er, „davon sind 60 Millionen Staubfiltrationsbeutel und 40 Millionen Blockbodenbeutel.“

Letztere werden in der 1883 gegründeten Firma schon lange hergestellt: Blockbodenbeutel sind Verpackungen mit rechteckigem Boden zum Aufstellen. Die gehen hauptsächlich in die Lebensmittel-Industrie, etwa für Tee, Kaffee und Plätzchen – was die Zertifizierung des Unternehmens nach dem globalen Hygienestandard BRC-IOP erklärt.

Viel Neues bekommen die Lehrer an diesem Tag zu hören und zu sehen. Auch manches, was sie persönlich so noch nie erlebt haben.

„In unserer Region gibt es keinen Produzenten von Blockbodenbeuteln“, sagt etwa Holger van Bergen, der am Berufskolleg in Jülich (NRW) tätig ist, „deshalb ist es für mich sehr interessant, das alles einmal live zu sehen.“

Guido Nothnagel vom Staatlichen Beruflichen Schulzentrum im bayerischen Lindau wiederum ist besonders aufmerksam bei den Themen Folienbeschichtung und Flexodruck.

„Mit den Erfahrungen von heute kann ich meinen Unterricht für die Azubis sehr viel anschaulicher gestalten“, sagt Guido Nothnagel.

Livia Kraneburg vom Kölner Berufskolleg Kartäuserwall findet den zusätzlichen betrieblichen Unterricht spannend, mit dem Löseke den eigenen Azubis an einem Tag pro Monat die Abläufe und Strukturen im Werk näherbringt.

Auch Aktuelles aus der Branche wird vermittelt

Organisiert und finanziert hat die Fortbildung der Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung (HPV). „In unseren insgesamt zweitägigen Veranstaltungen informieren wir die Berufsschullehrer auch über aktuelle Entwicklungen in unserer Branche“, sagt Erik Wölm, Referent für Berufsbildung beim HPV. Die zweimal im Jahr stattfindenden Treffen nutzen die Lehrerinnen und Lehrer zudem zum Erfahrungsaustausch untereinander, auch das ist gut für den jeweiligen Unterricht.

Auch für die besuchten Firmen – wie an diesem Tag Löseke – lohnt sich der Aufwand. Man möchte ja einerseits selbst junge Frauen und Männer für eine Ausbildung etwa zum Packmitteltechnologen oder zum Medientechnologen Druck gewinnen. Andererseits sind nur gut und praxisnah informierte Lehrer in der Lage, so Vogt, den Nachwuchskräften „die Vielfalt der Branche spannend zu vermitteln“.