Mönchengladbach. Was ihren Lebensweg angeht, könnten die beiden nicht unterschiedlicher sein: Mirja Toros managte als leitende Hausdame schon Hotels und betreute europäische Key-Account-Kunden (Großkunden) bei einem Hygieneartikel-Hersteller. „Insgesamt komme ich auf 30 Jahre Berufserfahrung“, zählt die 48-Jährige zusammen.
Da muss Nino Krestel allerdings passen – allein schon wegen seines Alters. Der 27-Jährige bringt es auf neun Berufsjahre, zwei davon absolvierte er in der Warenschau des Textilunternehmens Müller Textil in Wiehl im Oberbergischen Kreis.
Was also haben die beiden gemeinsam? Antwort: Sie sind beruflich vor Kurzem noch mal durchgestartet. „Und dafür drücken wir jetzt die Schulbank“, sagt Toros. In den Weiterbildungsseminaren der Textilakademie in Mönchengladbach.
Toros arbeitet seit August als Internationale Key-Accont-Managerin im Bereich Hospitality für die Vorwerk Teppichwerke in Hameln. Mit ihrer Erfahrung aus dem Hotellerie-Geschäft soll sie für die Hamelner neue Geschäftsfelder erschließen.
Und Krestel hat, ebenfalls im August, als Umschüler bei seinem Arbeitgeber eine Ausbildung zum Produktionsmechaniker begonnen:
„Mit meinem Vorwissen aus der Warenschau konnte ich die Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen.“
Für beide ist wichtig, in ihrem Job immer den Durchblick zu behalten.
Deshalb sind sie nach Mönchengladbach gekommen. Toros etwa reizt es, für Vorwerk neue Themen, Produkte und Verfahren in der Hotelbranche an die Kunden zu bringen. Sie weiß: „Wenn ich demnächst mit Kunden über textile Bodenbeläge spreche, sind nicht nur Design oder Farbwahl wichtig. Auch über Objekteignung, Akustik oder Flammschutz muss ich Bescheid wissen.“ Eben um solche Zusammenhänge geht es in den Seminaren der Textilakademie.
Für Umschüler Krestel ist es wichtig, dass er die im „Basisseminar Textiltechnik“ vermittelten Inhalte in seinem Berufsalltag wiederfindet: „Ich werde bald im Prüflabor eingesetzt. Da ist es wichtig, Begriffe wie Dehnungsfaktor, Reißfestigkeit oder Faserlänge zu kennen.“
Beide sind von der Lernatmosphäre der neuen Textilakademie beeindruckt. „Wir arbeiten hier mit Laptop und interaktiven Tafeln“, sagt Toros. Theorie und Praxis greifen ineinander. In der benachbarten Maschinenhalle der Hochschule Niederrhein können die Seminarteilnehmer die Funktion und Arbeitsweise von Strick- und Wirkmaschinen live erleben. „Das Seminar ist ein echtes Rundum-Paket“, stellt Toros fest.
Bald zum Berufsschulunterricht wieder in der Akademie
So löst sich nach zwei Tagen vollgepackt mit textilem Grundlagenwissen manches Fragezeichen in Luft auf. „Jetzt weiß ich, was mit Textilien alles möglich ist“, sagt Vorwerk-Frau Toros
Krestel sieht das ähnlich: „Die Grundlagen kann ich im Betrieb gut gebrauchen.“ Für den 27-Jährigen, der sich nach bestandener Ausbildung durchaus vorstellen kann, beizeiten eine Weiterbildung zum Meister zu machen, wird der Akademiebesuch nicht der letzte sein: „Ich bin bald regelmäßig hier. Dann habe ich hier den Berufsschulunterricht.“
Toros hingegen hat schon ihre Fühler ausgestreckt und erste Kundenbesuche terminiert. Sie reist von Mönchengladbach aus weiter. Ob sich beide noch mal an der Akademie treffen?„Ist durchaus möglich“, sagt Toros. Die Branche sei so vielfältig, man müsse ständig dazulernen. Krestel nickt. Da haben beide wohl eine weitere Gemeinsamkeit gefunden.
Weiterbildung in der Textilbranche
- 49 Einrichtungen bilden bundesweit in acht Textilberufen aus
- 3,5 Jahre dauert die berufsbegleitende Weiterbildung zum Industriemeister Textil
- 3.000 Euro brutto verdient ein Industriemeister im ersten Berufsjahr
Anja van Marwick-Ebner ist die aktiv-Expertin für die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie. Sie berichtet vor allem aus deren Betrieben sowie über Wirtschafts- und Verbraucherthemen. Nach der Ausbildung zur Steuerfachgehilfin studierte sie VWL und volontierte unter anderem bei der „Deutschen Handwerks Zeitung“. Den Weg von ihrem Wohnort Leverkusen zur aktiv-Redaktion in Köln reitet sie am liebsten auf ihrem Steckenpferd: einem E-Bike.
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