Alltagsprodukte wie Waschmittel und Kosmetika effizienter herzustellen, ist mithilfe der weißen Gentechnik kein Problem: Sie kann erdölabhängige chemische Prozesse ersetzen, Kosten senken und die Umwelt schonen. Ein aktuelles EU-Projekt zeigt: „Die Zugabe von Enzymen zu Waschmitteln und die Verwendung von Enzymen zur Verarbeitung von Textilien und kosmetischen Inhaltsstoffen kann die CO2-Emissionen um 42 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren, den Verbrauch von Erdöl um eine halbe Million Tonnen senken und 16 Millionen Liter Wasser in der gesamten EU sparen“ (European Union’s Horizon 2020 Project Futur Enzyme).

Technologische Verfahren mit lebenden Organismen

Das Verfahren ist bekannt: Zuckerhaltiger Traubensaft vergärt zu Wein, aus Milch entstehen Quark und Joghurt. Hier sind Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze oder Hefen mit ihren enormen Stoffwechselleistungen am Werk.

Die Industrie verwendet seit gut 50 Jahren solche Methoden, um neben Lebensmitteln auch Dinge wie Biokunststoffe, Kraftstoff (E10) und Papier zu erzeugen – oder den beliebten „Stonewashed“-Effekt auf Jeans. „Das sind technologische Verfahren, die mit lebenden Organismen oder mit Teilen von diesen Organismen durchgeführt werden“, erklärt Professor Karl-Erich Jaeger, Direktor des Instituts für molekulare Enzymtechnologie am Forschungszentrum Jülich.

Saubere Wäsche ab 30 Grad durch Hochleistungsenzyme

Die eingesetzten Enzyme (Biokatalysatoren) sind oft gentechnisch verändert: Wissenschaftler statten Bakterien mit einer Auswahl von Genen so aus, dass sie Enzyme, Vitamine, Medikamente und weitere Stoffe effizient produzieren. Der Konsumgüterhersteller Henkel nutzt Hochleistungsenzyme schon seit Jahren für die Produktion von Reinigungs- und Waschmitteln. So wird Wäsche schon bei weniger als 30 Grad wieder sauber.

Forscher setzen auf synthetische Biotechnologie

Im jungen Forschungszweig der synthetischen Biologie entwickeln Biologen, Chemiker und Ingenieure jetzt gemeinsam Zellen mit neuen Eigenschaften und Funktionen, die es so in der Natur nicht gibt. So will man für die Gesellschaft nützliche Produkte herstellen.

Sabine Latorre
Leiterin aktiv-Redaktion Rhein-Main

Dr. Sabine Latorre ist spezialisiert auf Themen aus der Chemie- und Pharma-Industrie. Sie liebt es, komplizierte Zusammenhänge einfach darzustellen – so schon vor ihrer Zeit bei aktiv als Lehrerin sowie als Redakteurin für die Uniklinik Heidelberg und bei „BILD“. Nebenbei schreibt sie naturwissenschaftliche Sachbücher für Kitas und Schulen. Privat reizen sie Reisen sowie handwerkliche und sportliche Herausforderungen.

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