Steinfurt. Makellos schimmert die silberne Oberfläche. Sie glänzt so sehr, dass sich die beiden Männer darin spiegeln: Werkleiter Bernd Schröer und Produktionsmitarbeiter Ernst Heinrichsmeier sind sehr zufrieden mit der Bogenprobe, die sie gerade aus der laufenden Produktion gezogen haben.

„Schon bald wird dieser stabile, mit einer metallisierten Folie bezogene Karton beim Kunden zu Verpackungen verarbeitet“, erläutert Schröer. „Und zwar für leckere Schokoküsse.“

Durch die hauchdünne Kunststoffschicht dringen weder Fett oder Feuchtigkeit

Derart speziell beschichteter Karton ist der Trumpf des Werks Steinfurt der finnischen Walki-Gruppe. Die 140 Mitarbeiter im Münsterland können pro Jahr 80.000 Tonnen davon produzieren, als Bogen- oder Rollenware. Dabei geht es oft heiß her! Bei Temperaturen von 300 Grad Celsius wird mit einer großen Extrusionsanlage flüssiger Kunststoff auf Papier, Karton oder andere bahnförmige Materialien aufgebracht. Die hauchdünne Kunststoffschicht sorgt dafür, dass später weder Fett noch Feuchtigkeit durch die Verpackungen dringen können.

Beim Kunden wird das Material in Millionenauflage weiterverarbeitet – zum Beispiel zu Schachteln für Fischstäbchen, Portionsbeuteln für Zucker, Suppenbeuteln oder zu Bechern für den Kaffee to go. Auch der beschichtete Umschlag für Kopierpapier kann von Walki kommen. Wasserfeste Gemüsekisten aus Vollpappe, die frisch auf dem Feld befüllt durch Waschanlagen laufen, entstehen ebenfalls aus den beschichteten Materialien.

Nachwachsende Rohstoffe ersetzen zunehmend herkömmliche Kunststoffe

Was den Verpackungsspezialisten derzeit umtreibt: Walki will zunehmend herkömmliche Kunststoffe durch Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen ersetzen, möglichst biologisch abbaubar. So wird an einer aluminiumfreien Abdeckung zum Beispiel für Joghurt gearbeitet und an zuckerrohrbasierten Kunststoffen für Heißgetränkebecher.

Weltweit zählt die Gruppe circa 1.000 Beschäftigte, die 2017 einen Umsatz von über 300 Millionen Euro erwirtschafteten. Das Werk in Steinfurt ist der einzige deutsche von insgesamt zehn Produktionsstandorten. „Dadurch steht der Standort im internen Wettbewerb. Und muss sich natürlich erst recht mit anderen Unternehmen am Markt messen“, betont Wolfgang Thissen, Finanzchef der Walki-Gruppe.

„Während andere in Europa arbeiten, sind wir im Wochenende“ – Walki-Manager Wolfgang Thissen

Also wird hier penibel auf sinnvolle und effiziente Nutzung aller Ressourcen geachtet: Das komplette Werk ist beim Einsatz von Rohstoffen, Energie und Arbeit auf Effizienz getrimmt. Die Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts wird allerdings auch durch die wöchentlichen Maschinenlaufzeiten geprägt. Dazu sagt Thissen trocken: „Während andere in Europa arbeiten, sind wir im Wochenende.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

Alle Beiträge der Autorin