Schwäbisch Hall. Rund 40 Menschen aus zwei Ländern sind bei der Abnahme einer neuen Anlage des Verpackungsmaschinenherstellers Optima hautnah dabei. Trotz Corona-Krise, Reiseeinschränkungen und Kontaktverboten? Ja: Das Unternehmen hat die Sache virtuell erledigt – mit erheblichem Aufwand.

Kameras verfolgen die Abnahme der komplexen Hochleistungsabfüllanlage für Kosmetika. Der Kunde, ein Konzern aus den USA, sieht mittels modernster Videotechnik zu: Per Livestream verfolgen auf Kundenseite mehr als 30 Mitarbeiter etwas mehr als eine Woche lang jeden Schritt dieses „Factory Acceptance Tests“ (kurz FAT).

„Factory Acceptance Test“ aus der Ferne: Elf Kameras sind dafür im Einsatz

Die neue Linie soll schon bald flüssige Kosmetik-Produkte abfüllen, in 30 verschiedenen Varianten und in mehr als 30 verschiedene Behältnisse. Experten von Optima haben die Anlage nach den Anforderungen des Kunden entwickelt. Der Sondermaschinenbauer beschäftigt 2.450 Mitarbeiter, der Großteil davon arbeitet am Stammsitz in Schwäbisch Hall. Schon seit 2018 gibt es hier die zentrale Abteilung „Industrial IT“, in der unter anderem digitale Lösungen für die Kunden entwickelt werden.

Beim FAT geht es darum, alle Funktionen genau zu überprüfen, dazu werden die produktions- und sicherheitsrelevanten Tests direkt an der Maschine durchgeführt. Das ist aufwendig: Die große Anzahl an Produkten und die vielen verschiedenen Behältnisse, die später verarbeitet werden sollen, erfordern etliche Prozessschritte. Etwas mehr als eine Woche ist nötig, um alle Funktionen und Formate zu checken.

Der virtuelle FAT bietet viele Vorteile

Zum FAT-Team bei Optima gehören zehn Mitarbeiter, unter ihnen Projektleiter Jochen Weller und ein Videotechniker. Für den Livestream sind elf Kameras im Einsatz, Hersteller und Kunde kommunizieren über Chats und eine Audioübertragung.

„Komplexe Abnahmen wie diese setzen ein Maximum an Vertrauen voraus“, betont Heiko Kühne, Vize-Präsident des Geschäftsfelds Cosmetics & Chemicals bei Optima Consumer. Ist das gegeben, bietet die virtuelle Abnahme – neben einer pünktlichen Auslieferung auch in Krisenzeiten – einige praktische Vorteile!

Inbetriebnahme kann schneller klappen

„Bei bestimmten Themen können weitere Experten des Kunden hinzugezogen werden, die sonst nicht zum Abnahmeteam gehören“, so Kühne. Ins virtuelle Meeting können sich auch Lieferanten von Optima einklinken, um Fragen des Kunden schnell zu beantworten. Und das spätere Bedienungspersonal, das üblicherweise nicht zur Abnahme anreisen würde, erhält via Livestream einen detaillierten Einblick in die Funktionen: Das verkürzt später die Inbetriebnahme der Anlage.

Optima-Kunden haben nun die Wahl, in welchem Umfang eine Abnahme virtuell erfolgen soll: Komplette FATs aus der Ferne sind ebenso möglich wie eine Kombination aus virtuellem FAT und Tests vor Ort.

Andrea Veyhle
Autorin

Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium absolvierte Andrea Veyhle ein Volontariat und arbeitete für eine Agentur. Seit 2007 ist sie freiberuflich für verschiedene Verlage tätig. Für aktiv berichtet sie in Reportagen über die Chemie in Baden-Württemberg und stellt mit Porträts die vielseitigen Berufsbilder der Branche vor. Außerdem erklärt sie, wo uns chemische Produkte im Alltag begegnen. In ihrer Freizeit experimentiert sie gerne in der Küche, Kalorien strampelt sie auf dem Rennrad wieder ab.

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