Siegsdorf. Chips und Eis am Stil. Schokoriegel, Nudeln und selbst das Katzenfutter: Vieles, was wir kaufen, wird in bunt bedruckte Folien eingehüllt. So kann es gut transportiert werden und hält sich länger frisch. Für diese Verpackung rundherum sorgt das Familienunternehmen Brückner aus Siegsdorf in Oberbayern.

Sein Kerngeschäft seit 60 Jahren sind Großanlagen zur Herstellung von Kunststoff-Folien. Sie schützen nicht nur Lebensmittel. Die Spezialfolien stecken auch in zahlreichen technischen Anwendungen, die wir zum Teil täglich benutzen: im Bildschirm am Fernseher, in Displays digitaler Geräte vom PC bis zum Mobiltelefon oder auch als Trennschicht in Akkus und Batterien.

Der Maschinenbauer beliefert dazu Folienhersteller in aller Welt mit seinen Streckanlagen, auf denen die reißfesten Kunststoffbahnen aus verschiedenen Rohmaterialien entstehen. Bis zu zehn Meter Arbeitsbreite haben die hallenfüllenden Anlagen, die aus mehreren schlau kombinierten Maschinen bestehen.

Intelligente Maschinen für die schlüsselfertige Fabrik

Da muss alles präzise ineinandergreifen, um günstig und effizient produzieren zu können. „Engineering und Projektmanagement sind unsere Stärken“, sagt Stefan Neumann, der kaufmännische Geschäftsführer des oberbayerischen Betriebs mit weltweit rund 700 Mitarbeitern.

Die Experten entwickeln die komplexen Anlagen, Monteure bauen sie dann beim Kunden auf und nehmen die Anlage vor Ort in Betrieb. Das Angebot der Siegsdorfer reicht von Beratung und Planung bis zur schlüsselfertigen Fabrik. Dazu kommen verfahrens- und maschinentechnische Entwicklungen zur Herstellung verschiedenster Folien.

Intelligente Verpackungen und Nachhaltigkeit sind in der Folienherstellung das Ziel. „Kreislaufwirtschaft treibt uns an, nicht erst seit gestern“, so Neumann. Weil immer mehr verpackt wird, sollen die Kunststoffe künftig leichter zu trennen und besser zu recyceln sein. Neumann: „Wir wollen, dass am Ende möglichst viele Verpackungen wiederverwendet werden können.“

Alternative Rohstoffe und besseres Recycling

Die Ingenieure von Brückner suchen dafür immer neue Wege. Gemeinsam mit Rohstoffherstellern, Folienproduzenten und Weiterverarbeitern entwickeln sie am Stammsitz Siegsdorf alternative Verfahren. Auch die Kunden kommen in das Technologiezentrum, um in Laboren und an der Pilotlinie Neuerungen wie etwa veränderte Kunststoff-Rezepturen im Kleinen zu erproben. Als Alternative zu Rohstoffen auf Erdölbasis werden auch nachwachsende Bio-Materialien eingesetzt. Das bisher erfolgreichste industriell kompostierbare Material ist nach Aussagen des Unternehmens Polylactid (PLA), das aus Maisstärke besteht. Brückner hat damit Erfahrung und bereits bestehende Anlagen umgerüstet, die ursprünglich für traditionelle Rohstoffe ausgelegt waren.

Mehr biobasierte und biologisch abbaubare Verpackungen

Weitere Alternativen sind biobasierte Kunststoffe sowie sogenannte „Bio-Kunststoffe“ aus Stärkemischungen oder auf Basis von Zellulose, dem Baustoff der Pflanzen. Oder auch „Stone Paper“ mit einem hohen Anteil an Calciumcarbonat, das umweltfreundlich in der Herstellung ist.

„Wir sind bereit, mit jedem Folienhersteller zusammenzuarbeiten, um den Markt für biobasierte und biologisch abbaubare Folien zu erobern“, sagt Geschäftsführer Neumann. Derzeit experimentiert man mit einem weiteren Material der Zukunft, PEF (Polyethylenfuranoat), einem vollständig recyclierbaren Stoff auf Zuckerbasis.

Innovation entscheidet über den Vorsprung in dem hart umkämpften Markt für Folien. Das Unternehmen beschäftigt sich daher mit vielen Zukunftsthemen. Mitarbeiter, sogenannte „Scouts“, kümmern sich neben ihrem eigentlichen Job um die Entwicklung neuer Geschäftsideen. Beispiel Wasseraufbereitung, wichtig für eine wachsende Weltbevölkerung. Dazu braucht man Filter – deren Membran könnte man auf Anlagen fertigen, von denen jetzt die Folien für Plastikverpackungen rollen.

Friederike Storz
aktiv-Redakteurin

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.

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