Videos online zu streamen, ist heute Standard. Aber bei den gängigen Anbietern wie Netflix, Amazon Prime oder Sky findet man eben nicht jeden Film. Und manch einer will die monatlichen Gebühren der legalen Streaming-Anbieter umgehen. Klingt verlockend: Auf Youtube oder Facebook versprechen etwa Pop-up-Fenster, dass man auf der vermeintlich kostenlosen Seite wie Appleflix, Gigaflix oder Kinopalast24.com die Serie oder den Film online schauen kann, für den man sonst bei den anderen Streaming-Diensten ein Monats-Abo abschließen muss. Also schnell registriert, man muss ja nicht mal eine Kontonummer oder Kreditkarten-Daten angeben. Alles ganz harmlos, oder? Nein!

Marktwächter der Verbraucherzentrale: Fake-Angebote sind schwer von seriösen Streaming-Diensten zu unterscheiden

„Die Seiten muten wie die der seriösen Streamingportale an“, sagt Manfred Schwarzenberg, Teamleiter bei „Marktwächter Digitale Welt“ der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Die Marktwächter verstehen sich als Frühwarnsystem der Verbraucherzentralen. Und die bekommen in den letzten Monaten immer öfter Beschwerden zu Fake-Streaming-Seiten auf den Schreibtisch. Die meistens enden mit „-flix“, „-stream“ oder „-play“ im Namen und sind von den seriösen Streamingdiensten optisch kaum zu unterscheiden. „Man sieht auf diesen Seiten Filmcover, kann sich bisweilen durch ein vermeintliches Angebot klicken. Danach wird man dazu aufgefordert, sich zu registrieren – einfach mit Namen, Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse.“ Und dann geht es zum vermeintlich kostenlosen, legalen Film- oder Seriengenuss. 

Nach der Registrierung kommt schnell eine Rechnung per Email

„In manchen Fällen bricht die Registrierung einfach ab, nachdem man seine Daten eingegeben hat“, berichtet der Experte. „In anderen Fällen wird man weitergeleitet auf illegale Streamingplattformen, die Inhalte ins Netz gestellt haben, ohne die Nutzungsrechte zu besitzen. Dort besteht dann noch zusätzlich die Gefahr, dass man von Urheberrechtsanwälten abgemahnt wird“, warnt der Experte. Erst mal wird man aber von den Betreibern der Fake-Streaming-Seiten zur Kasse gebeten. Da flattert nämlich kurze Zeit nach der Registrierung ein Mahnschreiben ins (Mail-)Postfach, mit der Aufforderung doch seine Jahresgebühr zu zahlen.

Webseiten sind oft Lockangebote: Das kann für Nutzer teuer werden

Jahresgebühr? Davon war doch nie die Rede. „Auf der Seite, auf die man etwa durch das Pop-up-Fenster geleitet wird, steht tatsächlich nichts über eventuelle Kosten“, sagt Schwarzenberg. Sucht man später noch einmal aktiv nach dem Portal, kommt man auf eine Seite, auf der dann von einer fünftägigen Probephase die Rede ist, danach kostet der „Dienst“ 29,90 Euro im Monat. „Viele Nutzer sind dann verunsichert, glauben, Sie hätten den Hinweis beim ersten Mal überlesen und sehen sich gezwungen zu zahlen.“ Das sollte man aber auf keinen Fall tun.

Der Streaming-Thriller beginnt: Videos von Fake-Anwälten bei Youtube, Schreiben von Inkassofirmen und Drohanrufe

Denn die Betrüger sind gewitzt und extrem dreist. Sie versenden Inkassoschreiben im Namen tatsächlich existierender Firmen, drohen mit Anwälten, deren Kanzleien es wirklich gibt. „Auf diesen Seiten ist alles Fake, die Namen im Impressum sind gestohlen, die Namen von Anwälten für die Anschreiben oder von Inkassofirmen ebenfalls.“ Die Betrüger gehen aber noch weiter: Sie rufen an, bedrohen die Opfer aggressiv, versuchen sie einzuschüchtern. Und sie haben Videos auf Youtube hochgeladen, auf denen Fake-Anwälte behaupten, dass die Forderungen rechtens seien und man schnell zahlen müsse. „In letzter Zeit erhöhen die Betrüger sogar noch die Preise für die vermeintlichen Jahresabos. Gestartet sind sie mit 144 Euro, derzeit ist 360 Euro der Standard, die ersten fordern jetzt sogar schon 396 Euro“, weiß Schwarzenberg.

Verbraucherzentrale warnt: Über 200 betrügerische Webseiten wurden schon identifiziert

Es ist eine wahre Flut dieser Seiten im Umlauf. „Wir haben schon Kenntnis von weit über 200 Seiten, jede Woche erreichen uns weitere Beschwerden zu neuen Portalen“, sagt Schwarzenberg. „Einige Seiten, die wir auf marktwaechter.de aufgelistet haben, wurden von den Drahtziehern mittlerweile wieder stillgelegt – die dann mit ein paar Handgriffen veränderte neue Seiten anbieten. Da ändert sich nur der Name und die URL, sonst sieht alles gleich aus.“

Beste Vorgehensweise: Nutzer sollten Rechnungen nicht zahlen, aggressive Anrufer in die Schranken weisen

Oft tappen auch Minderjährige in die Abofallen der Fake-Streaming-Seiten. Was soll man tun, wenn einem die Rechnung für ein Jahresabo von diesen Firmen ins Haus flattert, gefolgt von Inkassoschreiben mit konkreten Pfändungsterminen? „Zahlen Sie auf keinen Fall. Die Inkasso- und Anwaltsschreiben dieser Betrüger kann man getrost ignorieren“, sagt Schwarzenberg. „Auch die mitunter aggressiven Anrufe sollte man entweder komplett ignorieren oder die Anrufer bestimmt darauf hinweisen, dass es einem bewusst ist, dass es sich um einen Betrug handelt. Dann hören die Anrufe meist schnell auf.“ Verbraucher, die sich unsicher sind, ob die Forderung einer Streaming-Webseite berechtigt ist, können sich bei den Verbraucherzentralen individuell beraten lassen.

Informieren und Recherchieren: Nur so finden Verbraucher seriöse Anbieter

„Sagt mir ein Streamingdienst nichts, sollte ich erst mal im Netz recherchieren, was es zu diesem Dienst gibt“, rät der Experte. „Ist es ein unseriöser Dienst, findet man meist schon Warnungen der Verbraucherzentralen, anderer Organisationen oder von Verbrauchern.“ Und: „Klar ist auch: Die aktuellsten Filme, für die man im Kino und bei den seriösen Streaming-Anbietern zahlen muss, wird es sicher nicht legal kostenlos im Netz geben.“